Sport: Versetzungsgefährdet
Johannes van den Bergh: wertvolle Vielseitigkeit
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Berlin - So viel Anerkennung hat Johannes van den Bergh für seine Arbeit als Fußballer lange nicht erfahren. Von allen Seiten prasselte sie auf ihn ein, das überraschendste Lob erreichte den Profi von Hertha BSC unmittelbar vor Beginn der zweiten Halbzeit. Im Kabinengang der Hamburger Arena kam ein Mann in Zivil auf ihn zu. „Den Pass hätte ich dir gar nicht zugetraut“, sagte der Mann zu van den Bergh. Der Mann war Lothar Matthäus.
Den Pass, der alle verzückte, hatte van den Bergh aus dem Lauf gespielt, ohne aufzuschauen, schnittig in den Strafraum des HSV, wo Adrian Ramos zum finalen 3:0 vollendete. Dass in dem Lob für den Vorarbeiter eine Menge Erstaunen steckte, hat van den Bergh nicht irritiert. „Als Abwehrspieler gehst du ab und an ein bisschen unter“, sagt er. „Wenn du für die Tore zuständig bist, bist du schneller in aller Munde.“
Am Sonntag in Hamburg aber war es fast wie früher in der Jugend. Marcell Jansen verteidigte links hinten, Johannes van den Bergh spielte im offensiven Mittelfeld – nur dass beide nicht gemeinsam für Borussia Mönchengladbach aufliefen, sondern sich diesmal als Gegner gegenüberstanden. Van den Bergh kennt die Position im Mittelfeld, er hat sie bis zur U 23 immer gespielt, selbst bei den Profis hin und wieder noch. Nur bei Hertha war der 27-Jährige bis dahin immer in der Viererkette zum Einsatz gekommen. Als er gegen den HSV erstmals im Mittelfeld spielte, bereitete er gleich ein Tor vor – sein erstes für Hertha.
Von seiner Versetzung hat van den Bergh erst vor dem Spiel erfahren – als er bei der Mannschaftsbesprechung auf die Tafel mit der Aufstellung blickte. „Damit hält er die Spannung hoch“, sagt van den Bergh Richtung Trainer Jos Luhukay. „Man muss bei der Mannschaftsbesprechung immer genau hingucken, damit man im Spiel nicht plötzlich auf der falschen Position anfängt.“ Wo er am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg anfängt – er weiß es nicht: „Beides ist möglich.“
Dass Luhukay ihm in Hamburg eine ungewohnte Rolle zugeteilt hat, wertet van den Bergh auch als „eine Art Zutrauen“. Im Sommer ist der Linksverteidiger vom Absteiger Fortuna Düsseldorf nach Berlin gewechselt. Seitdem hat er stets in der Startelf gestanden, wenn er fit war. „Johannes hat über Monate stabile Leistungen gebracht“, sagt Luhukay. „Auf seiner Position ist er unumstritten.“
Luhukay hat nie daran gedacht, van den Bergh eine längere Pause zu verordnen: „Johannes stand nie in Zweifel.“ Genauso wenig hat van den Bergh nach zwei Niederlagen zu Jahresbeginn an Hertha gezweifelt – obwohl er in der vorigen Saison bei Fortuna Düsseldorf erlebt hat, wie schnell sich Misserfolg verselbstständigen kann. „Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass wir nicht einbrechen.“ Warum? Johannes van den Bergh sagt nur ein Wort: „Qualität.“ Stefan Hermanns
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