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Landeshauptstadt: Verseuchter Dreck im Wasser

Anwohnersorgen wegen „Ölplatten“ auf dem Tiefen See / Statt Spezialmaschine arbeitet normaler Bagger

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Anwohnersorgen wegen „Ölplatten“ auf dem Tiefen See / Statt Spezialmaschine arbeitet normaler Bagger Von Henri Kramer Berliner Vorstadt – Bewohner am Ufer des Tiefen Sees neben der Großbaustelle Schiffbauergasse sind besorgt. „Seit Tagen treiben auf dem Wasser handtellergroße ölartige Platten, die mit Algen vermischt sind – es sieht gefährlich aus und riecht schlecht“, sagt ein Anrainer, der auf einem Ufergrundstück an der Berliner Straße wohnt. Die Quelle der Verschmutzung steht für den Bewohner in Sichtweite: Der Bagger, der seit Anfang Juli die Sanierungsarbeiten am Tiefen See durchführt, damit das Seewasser nicht mehr durch die giftigen Teerabfälle des inzwischen abgerissenen Gaswerks verschmutzt wird – die darin enthaltenen Giftstoffe sind stark krebserregend. Besorgte Anrufe bei den städtischen Behörden folgten. Gestern gab die Stadt Entwarnung. „Es ist zu keinem Zeitpunkt zu einer Gefährdung für die menschliche Gesundheit und Umwelt gekommen“, heißt es in einer Mitteilung der Verwaltung. Elona Hönes, Arbeitsgruppenleiterin für Altlasten in der Unteren Bodenschutzbehörde, erklärte aber auf PNN-Nachfrage, was dennoch nicht nach Plan gelaufen sei: „Ein neuer Bagger arbeitet zur Zeit im am stärksten kontaminierten Bereich des Gebiets und muss dort zwischen zehn und zwölf Meter tief baggern – so lang war aber der Arm des vorher eingesetzten Spezialbaggers nicht.“ Das Problem des neuen Baggers: Anders als die Spezialmaschine ist seine Schaufel nicht dicht, wodurch ein Teil des ausgehobenen Wassers wieder zurück in den Tiefen See fließt, ohne vorher gereinigt zu werden – samt der aufgewirbelten Schadstoffteilchen. „Dadurch entstehen die jetzt zu beobachtenden Ölschlieren“, so Hönes. Der Spezialbagger konnte dagegen den gesamten Mix aus kontaminierten Schlamm und Wasser in die Vor-Ort-Reinigungsanlage geben: gereinigtes Wasser kam wieder heraus. „Wir sind nicht davon ausgegangen, dass die kontaminierten Stellen so tief liegen – der alte Bagger wäre dort umgekippt“, sagte Hönes. Verschärfend für die Situation würden die hohen Temperaturen wirken – „wegen des Geruchs“. Doch hätte das zuständige Ingenieurbüro schon auf die Situation reagiert: „Bei Bedarf werden Tenside auf die Verschmutzungen gekippt, damit sie neutralisiert werden“, so Hönes. Außerdem wurde am Donnerstag eine Ölsperre rund um den Sanierungsbereich gezogen – zu spät, wie einer der Anwohner findet. Besonders erboste ihn die Reaktion der Stadtverwaltung. Dort sei am Telefon der Satz gefallen, dass er wegen seiner privilegierten Wohnlage doch durchaus einmal drei Wochen aufs Schwimmen verzichten könne. Anders sagt es Elona Hönes: „In der Bucht ist das Schwimmen noch möglich, da sie gegen die Fließrichtung des Sees liegt – außerdem werden dort regelmäßig Wasserproben genommen.“ Ebenso bestehe für das Strandbad Babelsberg keine Gefahr. Gleichzeitig konnte Hönes berichten, dass während der Sanierungsarbeiten noch eine neue Teerabfallquelle am Ufer bei der Zichorienmühle gefunden worden sei, die nun auch noch „ausgehoben“ werden müsse. „Ich denke, dass am nächsten Freitag die Arbeiten abgeschlossen sein werden.“ Lob für die Sanierung an sich kam von den Umweltverbänden BUND und Greenpeace: „Es musste endlich etwas gemacht werden, auch wenn der Sommer vielleicht nicht der ideale Zeitpunkt für so ein Unternehmen ist.“

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