zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Versöhnerin für die Garnisonkirche

Die Begrüßungspredigt von Pfarrerin Juliane Rumpel

Stand:

„Jede Geburt wird von Schmerzen begleitet“, sagte Juliane Rumpel, die neue Pfarrerin für die zeitweilige Kapelle an der Garnisonkirchenbaustelle, in ihrer Begrüßungspredigt am gestrigen Sonntag zu rund 100 Potsdamern in der Friedenskirche. Nach der Geburt überwiegt jedoch die Freude, so Rumpel weiter. Auch wenn die Pfarrerin sich damit auf das Osterwunder der Auferstehung bezog, lässt sich ähnliches über die Stelle sagen, die Rumpel am 8. Mai angetreten hat: Am selben Tag hatte sich die Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ gegründet, die den Neubau der Kirche unter anderem wegen deren geschichtlicher Bedeutung als Einschwörungsort für preußische Soldaten ablehnt.

Eine von Rumpels künftigen Aufgaben wird darin bestehen, das umstrittene Projekt Garnisonkirche zu einer glücklichen Geburt zu führen, aber: „Ich möchte keine Einzelkämpferin sein!“, sagt die 31-jährige Theologin nach der Predigt. Sie sei jemand, der durchaus mit gewissen Traditionen brechen wolle. Die Auseinandersetzung mit der Verbindung von Kirche und Militär werde in ihrer künftigen Arbeit einen Schwerpunkt bilden: „Wenn Priester etwa mit Soldaten nach Afghanistan gehen, heißt das schließlich nicht, dass sie den Krieg gutheißen. Wir gehen dahin, wo auch andere Christen sind.“

2017 soll der über 88 Meter hohe Turm der Garnisonkirche stehen, er solle ein Zeichen der Versöhnung sein und unter anderem an das „christliche Preußen und dessen Tugenden“ erinnern, so Joachim Zehner, Superintendent der Friedenskirche. „Versöhnung“ ist auch das Schlüsselwort für Juliane Rumpel, Versöhnung nicht nur mit der Geschichte und innerhalb der Kirche, sondern auch mit der Bürgerinitiative gegen den Neubau der Garnisonkirche: „Wir wollen uns alle für das Wohl dieser Stadt einsetzen, nur eben auf unterschiedlichen Wegen“, meint Rumpel und kündigt an, sich auch mit den Gegnern des Neubaus auseinanderzusetzen. Für Zehner bedeute die Ordinierung Rumpels, „dass all das, was bisher in Konzepten erarbeitet wurde, nun umgesetzt wird. Auf Dauer können all diese Aufgaben nicht nur von Ehrenamtlern getragen werden.“

Die Arbeit an der Geschichte stellt für die neue Pfarrerin angesichts des Erbes der Garnisonkirche einen weiteren Schwerpunkt dar: Rumpel plant, Andachten und Gottesdienste zu historischen Daten abzuhalten, etwa zum 20. Juli, dem Jahrestag des Stauffenberg-Attentats auf Hitler, und am 9. November, Jahrestag der Reichskristallnacht. „Ich bin gespannt, welche unserer Ideen ertrinken und welche tanzen werden“, so Rumpel in ihrer Predigt. Erik Wenk

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })