Sport: Versöhnlich ohne Wehmut
Turbine besiegte Bayern München 1:0, festigte den dritten Rang und verabschiedete vier Spielerinnen
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Das letzte Saisonheimspiel des 1. FFC Turbine Potsdam wurde zu einem versöhnlichen Abschluss ohne viel Wehmut.Versöhnlich war der Sonntag im Karl-Liebknecht-Stadion für die meisten der 1759 Zuschauer, weil Turbine mit dem 1:0 (1:0)-Sieg über den FC Bayern München seinen dritten Tabellenplatz festigte. Carolin Schiewe, die neue „Miss 105 km/h“, entschied ein kurzweiliges Bundesligaspiel zu Gunsten der Gastgeber. Mit einem 25 Meter-Schuss aus halblinker Position, der nach einer Flanke aussah, sich aber ins linke obere Eck senkte, traf sie kurz vor der Pause (43).
Vor der Begegnung wurden vier zum teil langjährige Turbine-Kickerinnen verabschiedet: Conny Pohlers, Navina Omilade, Inken Becher und Christina Bellinghoven. Dies ging emotional eher nüchtern über die Bühne. Zum einen, weil sich alle Beteiligten schon länger auf das leise Servus zum Abschied einstimmen konnten. „Es war gar kein großes Thema bei uns, weil wir uns ja alle längere Zeit darauf eingestellt hatten“, fasste Torhüterin Nadine Angerer zusammen. Zum anderen kam zumindest bei Conny Pohlers wenig Wehmut auf. Nach den letzten einsatzarmen Monaten bei Turbine will sie es nun beim seit gestern feststehenden neuen Meister, dem FFC Frankfurt, wissen. „Das ist großer Mist, wenn man nicht spielt und bei der Nationalmannschaft nur auf Abruf steht“, ließ die 28-Jährige nach dem Abpfiff ihrem Frust erneut freien Lauf.
Nach ihrer Einwechslung in der zweiten Halbzeit wandelte Conny Pohlers ihren Unmut in Spielfreude um. Mit ihrer engagierten Vorstellung stellte sie noch einmal eindrucksvoll unter Beweis, dass sie sportlich auf jeden Fall einen Verlust darstellt. Navina Omilade absolvierte ebenfalls ihren letzten Einsatz im blau-weißen Dress vor heimischen Publikum – allerdings mit weniger Groll. Sie wurde in der 58. Minute für die am Knie lädierte Stefanie Draws eingewechselt. „Das war ein schöner Abschluss, auch weil wir nun wohl den dritten Platz holen.Wir haben hier in den letzten Jahren alles abgeräumt“, zog sie die Bilanz der sportlichen Glanzjahre. Nun zieht es sie bekanntlich zum VfL Wolfsburg, doch wird sie die Potsdamer Zuschauer in guter Erinnerung behalten: „Das ist hier immer eine super Kulisse. Die Fans sind einfach die Besten und ich werde die Stimmung vermissen.“
Trainer Bernd Schröder nutzte die Pressekonferenz zu einem Seitenhieb in Richtung der Kritiker: „Der dritte Platz entspricht der Realität. Einige im Umfeld haben die Orientierung verloren, aber ich bin damit sehr zufrieden.“
Sein Team bot den eigenen Fans zum Abschluss noch einmal ein Spiel der besseren Sorte. Gegen die Bayern versuchte Turbine viel über die Flügel zu spielen, doch die Flanken waren zu ungenau. Bianca Schmidt rackerte im Zentrum wie immer eifrig, ihrer Sturmpartnerin Anja Mittag fehlte am Sonntag dagegen häufig die Bindung zu ihren Mitspielerinnen.
In der Defensive stand die Viererabwehrkette solide, wurde aber nur selten geprüft. Turbine war optisch überlegen, nur Mitte der ersten Halbzeit hatte der Gast eine starke Phase und spielte forsch und zielstrebiger. Ansonsten kam Potsdam zu vielen Chancen, die aber nur selten so zwingend waren wie die für Mittag (80.) oder Pohlers (63., 72.).
Die Turbine-Elf ging zwar engagiert und willensstark ans Werk, in der Offensive fehlte aber meist die ordnende Hand. Daher steht der Verein auch mit zwei Spielerinnen aus der Bundesliga in Gesprächen, die im Mittelfeld die Fäden ziehen können: „Die beiden haben aber noch Verträge“, sagte Schröder, der in zwei Wochen die Ergebnisse der Transferverhandlungen präsentieren will.
Turbine: Angerer; Schiewe, Schlanke (76. Becher), Peter, Kuznik; Podvorica (46. Pohlers), Zietz, Draws (58. Omilade); I. Kerschowski, Mittag, Schmidt.
Benjamin Unger
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