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Prächtig. Die Restaurierung der Fenster ist Teil der Sanierungsarbeiten, die in der evangelischen Pfingstkirche am Neuen Garten stattfinden. Das Gotteshaus gehört zur Pfingstgemeinde, mit rund 1800 Mitgliedern die größte Gemeinde im Potsdamer Norden.

© Andreas Klaer

Pfingstkirche Potsdam: Versteckt unter weißer Farbe

In der Pfingstkirche am Neuen Garten wird die alte Wandbemalung wieder hervorgeholt – und ein besonderes Fenster restauriert.

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Nauener Vorstadt - Martin kehrt bald zurück. Dann wird man den Heiligen wieder betrachten können in seinem blauen Mantel, den er mit dem Schwert zerteilt. Momentan ist dort, wo der heilige Martin von Tours in der Potsdamer Pfingstkirche sonst zu sehen war, nur eine Pressholzplatte zu sehen. Sie füllt die Lücke, die der heilige Mann vorübergehend gerissen hat.

Der Überlieferung zufolge begegnete Martin als römischer Soldat im vierten Jahrhundert nach Christus einem frierenden Bettler, für den er seinen Mantel mit dem Schwert zerteilte, um ihm eine Hälfte des wärmenden Kleidungsstücks zu spenden. Martin ist einer der bekanntesten Heiligen, die in der Katholischen Kirche verehrt werden. Und auch unter den Protestanten besitzt er eine große Bekanntheit – wie nicht zuletzt die alljährlichen Martinsumzüge belegen. In der evangelischen Pfingstkirche nahe des Neuen Gartens ist Martin von Tours sogar ein Fenster gewidmet, in dem man ihn mit Mantel, Schwert und dem Bettler sieht.

Die Restaurierung dieses Fensters ist Teil der momentan in der Pfingstkirche stattfindenden konservatorischen Arbeiten, über die die Kirchengemeinde am gestrigen Freitag gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Bauverein informierte. Außer den Arbeiten an zwei Fenstern – das zweite zeigt den heiligen Georg – sind die Restauratoren derzeit vor allem mit der Wiederherstellung der ursprünglichen Innenraumbemalung am vorderen Teil der Ostwand beschäftigt. Ursprünglich war die 1894 geweihte Kirche innen komplett ausgemalt. In den 1950er-Jahren hatte man die Wände jedoch mit weißer Farbe gestrichen. Kein Einzelfall. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg sollte es schlicht zugehen in den Kirchen. Kein Prunk. Kein Gold. Auch die Erlöserkirche in Potsdam-West und weitere Gotteshäuser in der Region ereilte dieses Schicksal.

In der Pfingstkirche an der Großen Weinmeisterstraße hat man schon vor Jahren begonnen, in verschiedenen Wandabschnitten die alte Bemalung wieder hervorzuholen. Hilfreich für die Restauratoren: Die ursprüngliche Ausmalung ist unter der weißen Farbe im Wesentlichen erhalten geblieben. Nun also ist man dabei, im vorderen Teil der Ostwand behutsam die mehr als 120 Jahre alte Bemalung wieder sichtbar zu machen. Die Intensität der Farben soll dabei nach der Restaurierung dauerhaft etwas geringer sein, als sie früher im Original war, erläuterte am Freitag Stefan Schalinski, Vorsitzender des Bauausschusses der Kirchengemeinde. Das Alter des Sakralbaus mit seiner Bemalung soll schließlich erkennbar bleiben. Die Quaderungen, also die Nachahmung von Quadermauerwerk durch gezeichnete Linien, sowie der gemalte florale Schmuck und die rötlichen Tatzenkreuze werden so restauriert, „dass man auch sehen kann, wo wurde jetzt retuschiert und wo ist das Original erhalten“, erläuterte Restauratorin Anne Charlotte Schlüter die Herangehensweise der Fachleute. Schlüter ist Mitarbeiterin der Firma Jacob Restaurierungen aus dem Örtchen Ketzür bei Brandenburg/Havel, die mit den Arbeiten beauftragt ist. Die architektonische Betreuung hat das Potsdamer Architekturbüro Bernd Redlich übernommen.

Etwa 25 000 Euro werden die aktuellen Arbeiten an der Ostwand kosten, schätzt Schalinski. Den Löwenanteil davon wird die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) tragen. Heidi Gerber von der Stiftung verkündete am Freitag, dass die DSD für den jetzigen Bauabschnitt 16 500 Euro bereitstellt. Die weitere Finanzierung der Arbeiten erfolgt aus eigenen Mitteln der Gemeinde sowie durch Zuwendungen des Bauvereins.

Ein gemeinsames Ziel von Gemeindekirchenrat und Bauverein sei es, so Schalinski, dass die Kirche zum 125. Jahrestag ihrer Einweihung im Jahre 2019 innen wieder komplett ausgemalt ist. Ob das wirklich gelingt, kann man im Moment noch nicht prognostizieren. „Das ist eine Herausforderung“, sagte Schalinski. Als Nächstes wolle man die alte Bemalung am Chorbogen wieder hervorholen. Ein Förderantrag liege derzeit beim Kirchenkreis. Der entsprechende Beschluss des Kreiskirchenrates werde sehnlichst erwartet, so Schalinski.

Auch die vor fünf Jahren eingeweihte neue Orgel der Firma Alexander Schuke aus Werder harrt noch ihrer endgültigen Fertigstellung. Sobald genügend Spenden zusammengekommen sind, werde man die noch fehlenden Orgelregister bestellen, sagte Schalinski. Vor allem im Schwellwerk des Instruments fehlten noch einige Register. Ursprünglich befand sich eine Orgel der Firma Sauer aus Frankfurt an der Oder in dem 1894 im Stile der märkischen Backsteingotik errichteten Gotteshaus. Der Sakralbau wurde damals unter anderem aus Spenden des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins und durch Zuwendungen von Kaiserin Auguste Victoria finanziert.

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