Prozess am Landgericht Potsdam: Versuchter Totschlag an Silvester
Wegen eines Streits über Silvesterknaller ist A. beinahe gestorben. Mit Freunden hatte er in einer Wohngegend in Potsdam gefeiert und geknallt.
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Potsdam - Wegen eines Streits über Silvesterknaller ist A. beinahe gestorben. Mit Freunden hatte er in einer Wohngegend in Potsdam gefeiert und geknallt. Anwohner Marvin Z. und sein Freund Kilian R. fühlten sich dadurch gestört – es kam zu einer Auseinandersetzung. Dabei soll Marvin Z. einem Mann ins Gesicht geschlagen haben und Kilian R. seinem Kontrahenten mit einem 18 Zentimeter langen Springmesser in die linke Brustkorbseite gestochen und eine tödliche Verletzung in Kauf genommen haben. Herbeigerufene Ärzte konnten A. das Leben retten.
Davon hat Kilian R. jedoch nichts mehr mitbekommen – der 20 Jahre alte Mann hatte sich mit seinem Freund bereits wieder in dessen Wohnung begeben. Der Fall wurde am Mittwoch vor dem Landgericht Potsdam verhandelt, Kilian R. wird versuchter Totschlag vorgeworfen. Er wollte sich jedoch persönlich nicht zu den Geschehnissen der vergangenen Silvesternacht äußern. Gehört wurde daher nur Marvin Z. Der 25 Jahre alte Potsdamer, der derzeit von Arbeitslosengeld I lebt, wohnt in einer WG in der Nedlitzer Straße. Am Silvesterabend hätten er und sein Freund zu zweit eine Party gefeiert.,
„Zwei bis drei Pullen Wodka vielleicht“ hätten sie sich geteilt, dazu noch ein paar Bier getrunken. Er selber habe außerdem Cannabis und Kokain konsumiert. Gegen zwei Uhr habe er einen ungewöhnlich lauten Knall vernommen und das Fenster zur Straße hin geöffnet. Aus einer Gruppe von Leuten schoss eine Person gezielt mit einer Schreckschusspistole an die Wand seines Hauses, ein weiterer habe versucht, einen Böller durchs Fenster zu werfen. Davon fühlten sich die Freunde so provoziert, dass sie die Wohnung verließen.
„Ich wollte erstmal mit denen reden“, sagte Marvin Z. Unten angekommen, trafen sie auf einen Mann und eine Frau. Ohne dass eine Unterhaltung vorangegangen sei, habe Kilian R. dem Mann ins Gesicht geschlagen – ihm wurde dabei die Nase gebrochen. Er selbst habe sich bewusst zurückgehalten. „Ich habe früher auch mal jemandem die Nase kaputt gehauen und muss da heute noch zurückzahlen“, sagte er. Zurück beim Haus sei es zu einem „kurzen Rumgeschubse“ mit fünf anderen Personen der Gruppe gekommen, dann hätten sich die beiden zurück in die Wohnung begeben. Als kurze Zeit später die Polizei klingelte, habe Marvin Z. zunächst gar nicht gewusst, was los sei. Von dem Messerstich habe er nichts mitbekommen. „Natürlich war ich überrascht“, sagt er heute. Er habe in der Wohnung seines Freundes mal Messer gesehen, jedoch nicht die Tatwaffe. Wie genau es zu der Schlägerei gekommen sei oder ob auch Kilian R. Drogen konsumiert habe, konnte er sich nicht erinnern.
Auf Fragen der Richter reagierte er zunehmend ungehalten und musste ermahnt werden. Der gelernte Koch will im Juli eine vom Arbeitsamt geförderte Führerscheinprüfung ablegen und hat Aussichten auf eine Anstellung bei einer Umzugsfirma. Die Verhandlung wird am 19. Juli fortgesetzt, dann kommen Zeugen zu Wort. akf
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