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Bayerische Firma Glucometrix zieht ins Go:In und plant Chemie-Fabrik in Golm

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Seit 2007 gibt es in Golm einen Brutkasten für junge Wissenschaftsunternehmen, das Golm Innovationszentrum (Go:In). Mittlerweile ist es mit 19 Firmen schon über 60 Prozent ausgelastet. Das Zentrum liegt unweit der Universität Potsdam sowie der Max-Planck- und Fraunhofer-Institute. Die PNN stellen die Firmen vor, die dort ihre forschungsnahe Arbeit aufgenommen haben. Heute: Glucometrix.

„Mehr Lebensqualität für Diabetiker.“ So lautet das Motto der Firma Glucometrix. Für Menschen mit Zuckerkrankheit hat das bayerische Unternehmen bereits einige Verbesserungen erforscht: Ein verbessertes Insulin, leichtere Tests und ein neuartiges Wundheil-Gel. Um diese Produkte nun auf den Markt zu bringen, sind weitere Entwicklungen und Tests nötig. Die sollen in Potsdam durchgeführt werden.

Kürzlich hat Glucometrix im Golmer Gründerzentrum Go:In ein Labor eröffnet. „Das Chemielabor ist die Grundlage für die künftige Produktion des neu entwickelten rekombinanten Insulins für die klinische Phase“, erklärt Vorstand Peter Paul Schikora. Gerade hat er acht weitere Mitarbeiter in Golm angestellt. Bis Ende des Jahres sind 18 Arbeitsplätze bei der Glucometrix GmbH in Potsdam geplant. „Die GmbH ist eine 100 prozentige Tochter der Glucometrix AG, die ihren Sitz weiter in Ruhpolding haben wird“, so Schikora. Potsdam werde aber wichtig für die zukünftige Entwicklung der gesamten Firma.

„Wenn wir die Bestätigung aus den klinischen Studien haben, wollen wir die Fertigung in Golm aufbauen“, kündigt Schikora an. Geplant ist eine Insulinfabrik mit 200 bis 220 Mitarbeitern. 80 bis 90 Millionen Euro will Glucometrix investieren. Zwei Tonnen Insulin sollen pro Jahr hergestellt werden. Los geht es allerdings erst in zwei bis drei Jahren. So lange braucht es, bis Planung und Bau abgeschlossen sind. „Wir brauchen Reinräume, die zertifiziert werden. Das dauert“, erklärt Schikora.

Bis dahin wird im Go:In weiter entwickelt. „Unser neues Insulin hat eine 50 Prozent höhere Wirkung. Zugleich liegen die Kosten bei einem Fünftel der heutigen“, erläutert der Firmen-Chef. Das Insulin der Zukunft werde weniger Insulin-Isoformen enthalten, als das herkömmliche. Dadurch steigere es die Lebensqualität vor allem von jenen Diabetikern, die bisher bei Insulintherapien mit Nebenwirkungen zu kämpfen haben.

Weitere Entwicklungsarbeit ist aber nötig. Im neuen Labor wird gerade ein Fermenter aufgebaut. Kostenpunkt alleine dafür: 750 000 Euro. Der Standort Potsdam macht solche Investitionen attraktiv. „Wir haben uns für Ostdeutschland entschieden, weil wir dadurch zusätzliche Fördermittel bekommen“, sagt Schikora. An das Go:In ist er über die Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) gekommen. Schikora: „Die Bedingungen hier sind hervorragend. Wir bekommen alle Zertifikate, die wir für die Zulassung brauchen. Und wir sind sehr gut aufgenommen worden.“

Gemeinsam mit der Deutschen Diabetes-Stiftung setzt sich Glucometrix derzeit für die Sensibilisierung beim Thema Zuckerkrankheit ein. Etwa acht Millionen Deutsche leiden an Diabetes mellitus. Um die Krankheit frühzeitig zu erkennen, will Schikora einen Schnelltest in Apotheken etablieren. Noch in diesem Jahr soll das Gerät, das gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut entwickelt wurde, auf den Markt kommen. Beim Apothekenbesuch soll man damit in kürzester Zeit feststellen können, ob man gefährdet ist oder nicht. Patienten sollen es auch zu Hause nutzen können. Der Vorteil: Das tägliche Pieken zur Blutentnahme entfällt. „Glucometrix hat eine sehr zukunftsträchtige Anwendung am Start“, bestätigt Thomas Hermsdorfer vom Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration in Berlin.

Und noch eine weitere Hilfe hält das Unternehmen für Diabetiker bereit. Ein neues Wundheil-Gel, das gemeinsam mit einem Partnerunternehmen entwickelt wird, soll im schlimmsten Fall sogar Leben retten. Schikora: „Statistisch gibt es alle 19 Minuten eine Amputation bei einem Patienten mit Diabetes mellitus.“ Das neue Gel soll ganz einfach in die Wunde gespritzt werden. Sofort tötet es die Membrane von Viren und Bakterien ab. Entzündungen sollen so künftig vermieden werden.

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