MEIN WENDEHerbst: Verunsichert
JAHREMAUERFALLDer Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9.
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JAHRE
MAUERFALL
Der Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9. November fällt die Mauer. An dieser Stelle erinnern sich in den Potsdamer Neuesten Nachrichten täglich Menschen in Potsdam an ihre Erlebnisse in dieser Zeit. Heute: Manuela Neels. Die heute 35-Jährige lebte 1989 in der Gemeinde Lüdershagen, im damaligen Bezirk Rostock. Heute arbeitet sie im Kinder- und Jugendbüro Potsdam.
All die Veränderungen im Herbst 1989 waren für Manuela Neels „eigentlich ganz weit weg“. Verständlich, denn die damals 15-Jährige lebte mit ihrer Familie in Lüdershagen, einem 600-Seelen-Ort, zwischen Stralsund und Rostock. Weit und breit keine innerdeutsche Grenze, „deshalb war das Fernsehen oft wichtigste Informationsquelle“. Allerdings: „Wir hatten kein Westfernsehen“, erinnert sich Manuela Neels. „Dafür hatte wenigstens ein Nachbar seine Antenne so eingestellt, dass dort auch die Westprogramme liefen.“ So erfuhr auch Manuela Neels hin und wieder eine andere Sicht auf die Entwicklungen in der DDR. Der Fall der Mauer, die Veränderungen, all das war für Manuela Neels „anfangs schwer begreiflich“. Kurz zuvor wurde sie sogar noch FDJler – dann der Umbruch: „Das verunsichert eine 15-Jährige doch schon“, erinnert sie sich. „Wenn ich 20 Jahre alt gewesen wäre, hätte ich die Wendezeit sicherlich anderes erlebt.“ Sie bekennt: „Ich war am 9. November geschockt.“ Nie zuvor habe sie beispielsweise ihre Mutter wie gebannt vor dem Fernseher sitzen sehen. Vor allem in der Schule gab es verstörende Momente. „Wir hatten Lehrer, die versuchten nach dem Mauerfall komplett das Gegenteil von dem zu erzählen, was sie uns vorher beigebracht hatten. Ich fühlte mich stellenweise richtig verarscht“, ist Manuela Neels noch heute empört. Die heute 35-Jährige brauchte einige Zeit, ehe sie sich mit ihrer Familie auch ins Nachbarland aufmachte. „Das lag natürlich an der Entfernung“, sagt Manuela Neels. Die Grenze war nicht gleich um die Ecke, sondern gut 150 Kilometer entfernt. Erst im Dezember ging Manuela Neels auf Entdeckungstour in Lübeck. KG
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