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Stillstand. In der Großbeerenstraße geht es nur schleppend voran.

© M. Thomas

Potsdam: Verwaltung gegen Tempo 30

ie Stadtverwaltung hat einer Anregung des Landesumweltamtes zur Einführung von Tempo 30 zum Kampf gegen Feinstaub auf der viel befahrenen Großbeerenstraße eine Absage erteilt.

Stand:

Potsdam - Die Stadt setzt hingegen auf die schadstoffmindernde Wirkung der neuen umweltorientierten Verkehrssteuerung, teilte Stadtsprecher Markus Klier auf PNN-Anfrage mit.

Das Landesumweltamt hatte als Konsequenz aus der hohen Feinstaubbelastung der Babelsberger Magistrale Tempo 30 zwischen Lutherplatz und Fritz-Zubeil-Straße gefordert. Der Vorschlag resultiert aus den Anregungen, die während der öffentlichen Auslegung des Luftreinhalteplans der Landeshauptstadt eingegangen sind. Insgesamt habe es 37 Stellungnahmen gegeben, in 28 davon sei die Anordnung von Tempo 30 in der Großbeerenstraße gefordert worden, so das Landesumweltamt. Die Behörde untersuchte daraufhin die Wirkung eines Tempolimits auf die Feinstaubbelastung in der Straße. Das Ergebnis: Die Konzentration von Feinstaub in der Luft könnte bei Tempo 30 um sieben, die Konzentration von Stickstoffoxid sogar um 19 Prozent reduziert werden. Die Großbeerenstraße gehört neben der Zeppelinstraße zu den am stärksten mit Feinstaub belasteten Straßen in Potsdam. Auf beiden wurden die zulässigen Grenzwerte in den vergangenen Jahren mehrfach überschritten. Im laufenden Jahr gab es in der Großbeerenstraße bereits neun Tage mit Grenzwertüberschreitungen. Pro Jahr sind 35 Tage erlaubt. Die höchste Überschreitung war mehr als doppelt so hoch wie der Grenzwert, geht aus den aktuellen Daten des Landesumweltamtes hervor.

Um die Schadstoffbelastung zu senken, startet die Stadt am Dienstag, dem 17. April, mit der sogenannten umweltorientierten Verkehrssteuerung. Dabei sind 30 Ampelanlagen entlang der Breiten Straße, der Zeppelin- und Behlertstraße sowie auf der Heinrich-Mann-Allee und 50 Messstationen mit dem Computer in der Verkehrsleitzentrale vernetzt. Das System wurde für 2,3 Millionen Euro installiert. Wird die Luft zu schmutzig, regeln die Ampeln den Verkehr ab, sodass weniger Autos in die Innenstadt gelangen. Das System wird auch als „Pförtnerampeln“ bezeichnet, weil mögliche Staus dadurch am Stadtrand entstehen, während der Verkehr im Inneren fließt.

Auch die Ampeln in der Großbeerenstraße sind in das Steuerungssystem einbezogen. Hier sollen sie dafür sorgen, dass der Verkehr flüssiger wird. Aus den Abständen der Kreuzungen ergebe sich dafür eine optimale Geschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde, so Klier. „In der Planung ist nachgewiesen, dass die Grenzwerte auch ohne Tempo 30 eingehalten werden können“, sagte der Sprecher. Außerdem sei der Tempo-30-Vorstoß nicht Teil des mit der Stadtverwaltung abgestimmten Entwurfs für den neuen Luftreinhalteplan.

Inwieweit der Plan überhaupt umgesetzt wird, steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Stadtverordneten. Sie sollen auf einer der nächsten Sitzungen darüber beraten. Einen Termin gibt es noch nicht. Eine Chance für Tempo 30 auf der Großbeerenstraße könnte es trotzdem geben: Die Verwaltung prüfe derzeit, ob die Autos auf der Babelsberger Hauptstraße aus Lärmschutzgründen ausgebremst werden könnten. Ergebnisse dazu soll es frühestens in der zweiten Jahreshälfte geben, so Klier.

Weiter geht ein Antrag, den die Fraktion Die Andere am Mittwoch in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht hat. Sie fordert Tempo 30 auf allen stark mit Schadstoffen belasteten Straßen. „Die Autos kommen auch jetzt schon nicht schneller voran“, sagte Hannes Püschel von der Fraktion Die Andere. Mit dem Antrag beschäftigen sich der Umweltausschuss und der Bauausschuss. Er freue sich auf eine undogmatische Diskussion, so Püschel. Marco Zschieck

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