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Landeshauptstadt: Verwunderung über Pläne für Shopping-Mall „Drewitz-Park“ Center-Manager befürchten Schäden für etablierte Standorte / Nach Vorstoß von CDU und SPD steht Rathauskooperation vor Belastungsprobe

Kirchsteigfeld - Die Pläne sind gigantisch, die Reaktionen zumeist ablehnend. „Dieser große Verbrauchermarkt hätte vor allem negative Auswirkungen auf die Nahversorgung in den Stadtteilzentren“, sagte Stephan Raml, Manager des Stern- Centers.

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Kirchsteigfeld - Die Pläne sind gigantisch, die Reaktionen zumeist ablehnend. „Dieser große Verbrauchermarkt hätte vor allem negative Auswirkungen auf die Nahversorgung in den Stadtteilzentren“, sagte Stephan Raml, Manager des Stern- Centers. „Die bestehende Situation im Bereich Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld würde hierdurch massiv gefährdet.“ Auch Potsdams Geschäftsstraßenmanager Jan Kickinger vom Stadtkontor zeigte sich angesichts der Pläne für die Errichtung des größten Potsdamer Einkaufs-Centers mit 40 000 Quadratmetern Fläche im Kirchsteigfeld verwundert. Er sehe einige geplante Ansiedlungen wie den Sport- oder Verbrauchermarkt mit großer Sorge.

Vor allem in der Kommunalpolitik kriselte es nach dem Vorstoß von SPD und CDU am Dienstag, die die Pläne des Projektentwicklers „Dr. Aldinger und Fischer“ öffentlich gemacht hatten (siehe Kasten) und befürworteten. Die Potsdamer Bündnisgrünen fühlen sich von ihren Kooperationspartnern übergangen, lehnen die Planung ab und forderten gestern die Einberufung des Kooperationsausschusses. Denn ihrer Ansicht nach verstoße die Planung des 80-Millionen- Euro-Projektes sowohl gegen die bestehende Kooperationsvereinbarung als auch gegen das Einzelhandelskonzept. „Es ist eindeutig eine Nummer zu groß“, sagte Fraktionschef Nils Naber. Die Grünen befürchten auch zunehmenden Autoverkehr und somit zusätzliche Belastungen für die Anwohner sowie durch die geplante Rodung eines Wäldchens eine Beeinflussung der Lebensqualität. Auch Martina Engel-Fürstberger (FDP) kritisierte das „unabgestimmte Vorgehen“ der Kooperationspartner von SPD und CDU. In einer Sitzung der Stadtkooperation von SPD, CDU/ANW, Grünen und FDP am nächsten Montag wolle man sich über das Projekt verständigen, kündigte Mike Schubert (SPD) an. Er widersprach Aussagen der Grünen, sie hätten nichts von dem Vorhaben gewusst. Zudem erklärte er, die Kooperationsvereinbarung sei „keine Bibel“. Bei solchen Vorhaben müsse abgewogen werden, ob man eine freie Gewerbefläche behalten wolle oder ein Fachmarkt-Center mit 500 Arbeitsplätzen.

Engel-Fürstberger will nun eine Grundsatzentscheidung für Potsdam: Ein Ja für das neue Center würde ihrer Ansicht nach eine komplette Öffnung des Marktes für den Handel mitsamt dem Ausbau des Stern-Centers bedeuten. Ein Nein hieße die Fortsetzung der bisherigen Politik, wie im 2008 beschlossenen und kürzlich erneuerten Einzelhandelskonzept beschrieben. Auch Raml vom Stern-Center erklärte: „Sollte der Neubau im Kirchsteigfeld genehmigt werden, dürften wir keine Probleme mehr mit unseren Ausbauplänen haben.“ 40 Millionen Euro will die Hamburger ECE-Gruppe in den Ausbau des Centers investieren, seit Jahren wird das Vorhaben von der Stadt und den Stadtverordneten blockiert. Raml zeigte sich daher verwundert über den Vorstoß zum Drewitz-Park: „Das Projekt widerspricht in einigen Punkten dem Einzelhandelskonzept“. Das sagt aus, dass in den nächsten Jahren etwa 6000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche in der Innenstadt und Babelsberg entwickelt werden sollen, bevor einem weiteren Ausbau bestehender Center zugestimmt wird. Erst danach könne überhaupt über den Neubau von Handelsflächen gesprochen werden. Nun setzten sich Teile der CDU-Fraktion und der SPD für ein neues Fachmarkt-Center ein.

SPD und CDU haben bereits den Antrag gestellt, dass ein nötiges Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden soll. Auch die Linken haben Bereitschaft signalisiert, dem Projekt zu folgen. Allerdings nicht blind, wie Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte. Er erklärte, die Linke sei dafür verantwortlich, dass dieses Projekt überhaupt realisiert werden könnte. Denn er habe mit seiner Fraktion vor gut einem Jahr gegen eine geplante Änderung des Flächennutzungsplanes in diesem Bereich gestimmt. Scharfenberg wolle nun ein Wörtchen bei den anzusiedelnden Branchen mitreden.

Stadtsprecher Stefan Schulz sagte gestern, alle Beteiligten müssen sich nun positionieren. In den kommenden Monaten werde eine Meinungsfindung und Abwägung stattfinden. Potsdams oberster Wirtschaftsförder Stefan Frerichs erklärte: „Es gibt Regularien wie das Einzelhandelskonzept und Effekte verschiedenster Art, die solche Großvorhaben mit sich bringen.“ Man müsse das Vorhaben und dessen Auswirkungen prüfen. Widersprüche müssten „sachlich gegeneinander abgewogen werden“. Carsten Pannek von Wealthcap, Betreiber der Bahnhofspassagen und des Centers „Das Schloss“ in Steglitz, sieht in der Neuansiedlung eines reinen Fachmarkt-Centers keine Gefahr für die Passagen. Er geht davon aus, dass die Verwaltung ihre Hausaufgaben gemacht hat und keinen kleinteiligen Einzelhandel im Drewitz-Park zulasse. Jan Brunzlow

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