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Landeshauptstadt: „Very british“ in Potsdam Geschäftsleute und Studenten gründeten ersten Brandenburger Cricket Club

„Ich habe leider noch gar nicht Cricket gespielt“, sagt Manuela Saß. Ob sie jemals in die weiße Montur schlüpft, die der Kleidung eines Bäckers ähnelt, lässt die 41 Jahre alte Kämmerin aus dem Amt Beetzsee lieber offen.

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„Ich habe leider noch gar nicht Cricket gespielt“, sagt Manuela Saß. Ob sie jemals in die weiße Montur schlüpft, die der Kleidung eines Bäckers ähnelt, lässt die 41 Jahre alte Kämmerin aus dem Amt Beetzsee lieber offen. Ganz in Weiß gekleidet zu sein, wird aber beim „Preußischen Cricket Club zu Potsdam“, dem ersten Brandenburgs, zumindest für Spieler ebenso dazugehören wie die traditionellen Teepausen zwischen einem Spiel. Anfang dieser Woche wurde der Club in das Vereinsregister eingetragen.

„Ich wollte von Stunde Null an dabei sein“, erklärt Saß, die bei der Vereinsgründung vor gut einer Woche zur Vizechefin des Clubs gekürt wurde. Bis auf einige Filme und Informationen aus dem Internet kenne sie den traditionsreichen englischen Nationalsport noch nicht ganz so gut, gesteht sie. Vor drei Monaten war sie von einer Geschäftspartnern des Amtes wegen des Postens angesprochen worden und sagte zu. „Für mich ist die Entwicklung eines Vereins vom Anfang bis zur erfolgreichen Arbeit das Wichtigste“, sagt sie. Der Sport habe Zukunft in Brandenburg.

So sehen das auch die übrigen 17 Vereinsmitglieder, unter denen beispielsweise der Manager eines Energieversorgers sowie zwei indische und pakistanische Studenten sind. „Wir wollen international werden, Potsdam als Landeshauptstadt ist völlig unterrepräsentiert“, erklärt Gründungsmitglied Yiannis Kaufmann, der bisher bei einem Berliner Verein spielt. Cricket als Elitesport? Gegen dieses Vorurteil wehrt sich der 55-jährige Geschäftsmann: „Wir wollen den Schulsport an Gymnasien genauso erreichen wie den Mittelstand“. Der Verein stehe allen sozialen Schichten offen, die Mitgliederbeiträge seien gestaffelt, Anfängern werde die nicht ganz billige Grundausrüstung gestellt.

Das Cricket-Spiel ähnelt in den Grundzügen dem Baseball, wird aber oft mit Krocket verwechselt. Während beim Krocket ältere Damen und Herren größere Kugeln mit langstieligen Holzhämmern durch kleine Törchen schlagen, treten beim Cricket jeweils elf Spieler gegeneinander an. Ein Spiel dauert zwei Durchgänge („Innings“) auf dem 60 mal 80 Meter großen Feld. Gewonnen hat am Schluss die Mannschaft mit den meisten „runs“. „Runs“ können die zwei Schlagmänner (Batter) einer Mannschaft erzielen, indem sie den vom gegnerischen Werfer (Bowler) geworfenen Lederball so weit ins Feld schlagen, dass sie zwischen den zwei aus Holzstäbchen bestehenden Toren (Wickets) hin und her rennen können.

Im Detail ist das Spiel komplizierter, bei internationalen Begegnungen kann es deshalb schon mal mehrere Tage dauern. Allerdings nicht bei den Potsdamern. „Wir spielen nach den verkürzten Regeln des Deutschen Cricketbundes“, erklärt Kaufmann. Die Mannschaften könnten sich vor jedem Spiel absprechen, so beispielsweise über die Anzahl der Spieler und die Dauer des Matches. Britisch genau wird es dann aber mit den Auszeiten genommen: „Während der Durchgänge werden Teepausen eingelegt“, sagt Kaufmann. Bei längeren Spielen werden in der Pause zudem Sandwiches gereicht.

Noch ist es in Potsdam damit allerdings nicht soweit. Dem Club fehlen noch ein Trainingsplatz und eine Vereinsstube. Kaufmann will in den nächsten Wochen deshalb mit mehreren Fußballvereinen sprechen. Im künftigen Vereinshaus soll es „very british“ zugehen: „Die ein oder andere Whiskyprobe wird es schon mal geben“, erklärt Kaufmann schmunzelnd.

Gregor Klaudius

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