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Luftakrobaten sind sie alle, die Stars vom U-Showteam aus der Ukraine. Im Zirkus Sarrasani zeigen die die Artistinnen an hängenden Bändern, den Strabaten, schwerelose Eleganz.

© A. Klaer

Von Hella Dittfeld: Verzaubert und bezaubernd

Der Zirkus Sarrasani bietet schwerelose Akrobatik und zwei einsame Tierstars

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Er hat sich in Potsdam zwischen die Fronten begeben, der Zirkus Sarrasani. Zum ersten Mal seit Jahren wurde einem Zirkus wieder erlaubt, sich auf den Bassinplatz zu stellen und das hatte Kritiker auf den Plan gerufen. Denn was dem einen nicht erlaubt ist, sollte auch dem anderen verboten sein. Zudem schallt die berühmte Zirkusmusik ziemlich kräftig in die angrenzenden Wohnstraßen hinein.

Doch das Publikum kümmerte sich um derlei Zwistigkeiten nicht und ist zumindest zur Premiere am Mittwochabend überaus zahlreich gekommen – trotz nicht gerade billiger Eintrittspreise. Und jenes Publikum in Potsdam will der Zirkus laut Pressesprecher Steffen Ball vor allem mit Akrobatik und der Zauberei ihres Chefs André Sarrasani punkten. Da nehmen sich die beiden Zirkustiere im Programm ziemlich einsam aus. Der Tiger ist ohnehin nur eine verzauberte Tänzerin, wenn man dem Magier glaubt. Also wohl harmlos, deshalb darf er auch nur durch eine Leine gesichert über die Bühne schlendern.

Den Rang des Publikumslieblings erobert ein anderer: Seelöwe Roger. Potsdams Tierschützer, die im Vorfeld gegen Wildtiere im Zirkus protestiert hatten, sind nicht zur Sarrasani-Premiere erschienen. Und das Publikum ist eher entzückt über Rogers Kunststückchen. Seine klatschende Flossen sind nicht nötig, um den Beifall der Zuschauer zu provozieren. Roger absolviert sein Programm so sichtbar fröhlich, dass es schwerfällt, ihm und Dompteur Patrick Burke stressiges Zusammenleben zu unterstellen

Warum Roger aber überhaupt zum Programm „Circussterne“ gehört, mit dem Sarrasani noch bis 11. April auf dem Bassinplatz gastiert, bleibt die Frage. Denn Tiger und Seelöwe sind die einzigen Tiere in einem Angebot, das vor allem auf artistische Leistungen und einen ausgefeilten Humor setzt und mit seinen Tanzeinlagen stark in Richtung Varieté tendiert. Dafür wurde sogar das Zirkusrund durch eine Bühne beschnitten, auf der viele Darbietungen stattfinden, auch die von André Sarrasani. Der Chef-Zauberer zeigt große magische Tricks, zersägt Damen und beinahe sich selbst und erinnert mit seinem Tiger-Auftritt stark an Siegfried und Roy.

Können und Humor sind bei Sarrasani gut abgestimmt. Cotton Mc Aloon beweist zum Beispiel, dass man mit drei Bällen, fünf Keulen und einem Jojo eine Menge anfangen kann. Er kommentiert seinen Auftritt zudem im amüsanten Mix aus Englisch und Deutsch. Das U-Showteam aus der Ukraine besticht durch akrobatische Glanzleistungen in der Luft, auf dem Trampolin und auf der Schaukel. Aber auch die russische Isaev Group auf Rollerblades lässt bei ihren Überschlägen das Herz der Zuschauer stocken.

Zum Schluss aber bleibt trotz kurzweiliger Zirkus-Varieté-Kost eine Frage: Schrecken Preise zwischen zwölf – dem günstigsten Kinderpreis – und 42 Euro nicht eher die Zirkusfans ab statt sie unters Zeltdach zu ziehen, egal ob es in der Stadtmitte oder auf dem Bornstedter Feld steht?

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