Landeshauptstadt: Viel Geld für Gas
EWP hat besonders hohe Preise / Schuld soll die geringe Kundendichte sein / 50 Verbraucher wehren sich
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Die rund 25 000 Gaskunden der EWP zahlen mehr als die meisten anderen Verbraucher in Brandenburg. Das Potsdamer Energieunternehmen gehört zu den sechs teuersten Anbietern im Land. Beim aktuellen Preisranking der brandenburgischen Gasversorger belegt die kommunale Energie und Wasser GmbH den 24. von insgesamt 30 Plätzen. Auch aus dem bundesweiten Gaspreis-Vergleich geht der Potsdamer Stadtwerke-Betrieb als einer der 50 teuersten der insgesamt rund 740 Anbieter hervor.
Zwar hat das Bundeskartellamt Anfang dieses Jahres die Landesbehörden aufgefordert, stärker gegen die hohen Gaspreise vorzugehen. Doch so einfach gehe das nicht, meint der Chef des brandenburgischen Kartellamts, Hans-Anton Zebralla: Seine Behörde könnte nur Strafgelder verhängen, wenn sie gerichtsfeste Beweiszahlen habe. Dafür aber benötigte er ein vergleichbares Unternehmen mit ähnlicher Erdgasnetz- und Kundenstruktur, das wesentlich weniger Geld von seinen Verbrauchern verlangt. Ein solches zu finden, sei allerdings äußerst schwierig. „Wir gucken uns überhaupt erst die Sachen an, die mindestens fünf Prozent über dem Landesdurchschnitt liegen“, so Zebralla. Und Potsdam sei da unauffällig. Auch dass die EWP bundesweit an der Preisspitze liegt, bedeute nicht, dass ihre Gaspreise missbräuchlich sind.
Um eine kleinere Etagenwohnung zu heizen, müssen Potsdamer rund 493 Euro Netto pro Jahr zahlen. So viel kosten 7000 Kilowattstunden bei der EWP. Laut Verbraucherzentrale wehren sich derzeit rund 50 Potsdamer gegen diese Ausgaben. Seitdem die Verbraucherschützer vor zwei Jahren alle Gaskunden aufgerufen haben, sich nicht mehr an Preiserhöhungen zu halten, zahlen sie einfach den alten Preis weiter und sparen so mehr als zwei Cent pro Kilowattstunde. Trotzdem stellt das Energieunternehmen ihnen weder das Gas ab, noch verklagt es sie. Aus gutem Grund, vermutet Hartmut Müller, Energie-Experte bei der Verbraucherzentrale Potsdam: Kämen die Fälle vor Gericht, müsste die EWP ihre Kalkulation offen legen „und das könnte nach hinten losgehen“, so Müller. Angeblich soll es sogar ein Schreiben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft geben, in dem dieser empfiehlt, nicht gegen Preisverweigerer vorzugehen.
Ganz ohne Protest, aber trotzdem deutlich billiger, gelangen die Bewohner der neuen Ortsteile an ihr Gas. Für sie sind noch die alten Verträge mit der EMB-Erdgas Mark Brandenburg gültig, die etwa Fahrländer und Groß Glienicker schon vor der Gemeindereform 2003 mit Gas versorgt haben. Im jüngsten Landesvergleich liegt die EMB auf Platz 7. Zum Jahresanfang 2007 habe das Unternehmen die Gaspreise sogar von 465 Euro Netto für 7000 Kilowattstunden auf rund 448 Euro gesenkt, sagte EMB-Sprecher Jochen-Christian Werner den PNN.
Den Preisunterschied zur EWP könne er jedoch nicht erklären. Eine Ursache dafür könnte aber sein, dass die EMB, die weite Teile Brandenburgs beliefert, über 115 500 Gaskunden hat – darunter 500 große Industriekunden. Ihre Gasnetze sind also viel ausgelasteter als die der EWP, die ein Stadtgebiet versorgt, in dem rund 60 Prozent aller Haushalte mit Fernwärme heizen. „Das Erdgasnetz muss aber auch dort betrieben werden, wo die Kundendichte nicht so groß ist“, so EWP-Sprecher Stefan Klotz. Und gerade „die Investitionen in das Netz spielen eine entscheidende Rolle“ bei der Preisgestaltung. Dagegen seien die Gewinne, die in den Verkehrsbetrieb ViP fließen, laut Klotz „nicht der Grund für die vergleichsweise hohen Preise“.
Dass diese nicht noch höher sind – dafür hat das Landeskartellamt gesorgt. „Wir haben mit allen Unternehmen knallhart verhandelt“, sagte Amtschef Zebralla. „Mit dem Druck, dass wir prüfen werden“, hätten sie viel erreicht. Das Kartellamt habe nicht nur verhindert, dass die Energieversorger die Gaspreise nicht erhöhen, sondern teilweise sogar senken. Auch der EWP-Geschäftsführer Peter Paffhausen habe an seinem Tisch gesessen. Niedriger sind die Gaspreise in Potsdam danach aber nicht geworden.
Juliane Wedemeyer
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