Landeshauptstadt: Viel Rauch um keinen Qualm
Von Kay Grimmer Am Mittwochabend kurz vor halb acht war der Zeitpunkt, sich endlich zu bekennen. Die Stadtverordneten taten es reihenweise!
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Von Kay Grimmer Am Mittwochabend kurz vor halb acht war der Zeitpunkt, sich endlich zu bekennen. Die Stadtverordneten taten es reihenweise! PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg hatte seit seiner Jugendweihe – das sind gute 30 Jahre – nicht mehr, Brigitte Lotz (Bündnis 90/ Grüne) hat noch nie, CDU-Mitglied Eberhard Kapuste war zig-mal rückfällig. Und nun sollte es im Stadthaus niemand mehr dürfen. Forderte die PDS in einem Antrag: Rauchverbot in allen Stadtverwaltungsräumen! Scharfenberg war sich „der Größe der Herausforderung durchaus bewusst“. „Wir hatten auch eine Auseinandersetzung in den eigenen Reihen zu diesem Antrag“, gestand der PDS-Politiker. Aber schließlich seien die Vorteile unbestritten: Nicht nur der Gesundheit wäre es förderlich, nein, Scharfenberg sah sogar Einsparpotenziale: „Die malermäßige Instandhaltung wegen der gelben Wände würde rückläufig werden.“ Die Wächterin über Potsdams Gesundheit, Elona Müller, schien hingegen das Leid der Abhängigen im Auge zu haben, die bei absolutem Rauchverbot wohl nur noch als Nervenbündel dahinvegetieren würden. Für die Raucher müssten „begleitende Maßnahmen“ geschaffen werden – „verbunden mit neuen Kosten!“ Außerdem wäre es auch teuer, wenn die „Suchterkrankten alle 15 Minuten ihre Arbeit verlassen müssten“, um dem Rauchen zu frönen. Womöglich noch unter den Augen der Öffentlichkeit, befürchtete Eberhard Kapuste, der das mit dem Ansehen des hohen Hauses nicht vereinbaren könne. Der SPD-Stadtverordnete Christian Seidel hegte eher die Vermutung, jeder Abgeordnete wolle jetzt ein Raucher- oder Nichtraucherbekenntnis ablegen und verlangte Schluss der Debatte. Viel Rauch um keinen Qualm. Denn letztlich wollte die Mehrheit erste Schritte für ein Rauchverbot im Stadthaus. Danach war Pause. Auch zum Rauchen.
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