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Landeshauptstadt: Viel Tadel, wenig Lob

Mehr als 200 Potsdamer stritten am Freitagabend über die geplante Verengung der Zeppelinstraße

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Innenstadt - Ärger und Wut, aber auch Verständnis: Bei einer ersten Bürgerversammlung zur geplanten Verengung der Zeppelinstraße für Autofahrer haben am Freitagabend Befürworter und Gegner des Projekts miteinander gestritten. Mehr als 200 Potsdamer, etwa die Hälfte davon direkte Anwohner, waren der Einladung der Stadtverwaltung ins Arcona-Hotel am Havelufer an der Zeppelinstraße gefolgt, mehr als zwei Stunden lang diskutierten sie über das Vorhaben.

Die in der Bauverwaltung des Grünen-Dezernenten Matthias Klipp erarbeiteten Pläne zur Verringerung des Verkehrs in der Zeppelinstraße um 5000 auf täglich 22 000 Autos werden seit ihrem Bekanntwerden im Februar heftig debattiert. Klipp warb für das Vorhaben. Die Überschreitung der Grenzwerte von Luftschadstoffen sei ein „schwerwiegendes Problem“, vor allem im Sinne des Gesundheitsschutzes. Würden die Werte in diesem Jahr überschritten, drohten Strafzahlungen an die Europäische Union, so der Dezernent. Die Straße soll in beiden Richtungen auf noch eine Fahrspur für Autos verengt werden, dazu kommen eine wechselseitige Linksabbiegerspur sowie ein neuer Radfahrstreifen. Zudem sind teils separate Busspuren geplant.

Im Sinne Klipps argumentierten von der Stadt eingeladene Verkehrs- und Umweltexperten. Heike Ellner vom Landesumweltministerium machte etwa deutlich, dass zu viele Luftschadstoffe die Lebenszeit um mehrere Monate oder sogar Jahre verkürzen könnten. Ein beauftragtes Ingenieurbüro stellte dar, dass andere Maßnahmen wie ein Lkw-Verbot in der Zeppelinstraße nicht ausreichen würden, um die Grenzwerte einzuhalten. „Wenn das Problem leicht lösbar wäre, würden wir uns das nicht antun“, sagte Klipp. Der städtische Verkehrsplaner Axel Dörrie stellte – ohne einen Zeitrahmen zu nennen – geplante Verbesserungen und Alternativen vor, etwa Taktverdichtungen bei Bussen. Die Maßnahmen in der Zeppelinstraße müssten aber so „früh wie möglich“ erfolgen, um die Grenzwerte noch einzuhalten.

Bei den Anwesenden stießen die Ausführungen auf ein gemischtes Echo. Ein erster Anwohner begrüßte noch die Maßnahmen und forderte zusätzlich ein Lkw-Verbot. Dagegen sagte der SPD-Kreistagsabgeordnete Heiko Schmale aus Geltow, mit den Plänen werde der Verkehr zum Stillstand gebracht. Zudem seien die Behörden im Landkreis Potsdam-Mittelmark nicht in die Planungen einbezogen gewesen. Die Planungen für Park-and-ride-Plätze als Alternative seien erst in Jahren zu erwarten, kritisierte Schmale. Klipp wies das zurück und sagte, ein bereits vorhandener Park-and-ride-Platz für 160 Autos an der Pirschheide sei bislang nicht ausgelastet. „Wann waren Sie zuletzt da?“, rief ein Teilnehmer dem Dezernenten daraufhin zu. Ein anderer Mann sagte, die Stellplätze an der Pirschheide seien in den vergangenen Jahren sogar zurückgegangen. Der von Klipp vorgebrachten Satz„Alternativen zum Auto gibt es bereits“ wurde von etwa der Hälfte des Publikums mit hämischem Lachen quittiert.

Weitere Kritiker sorgten sich etwa um eine drohende Verkehrsverlagerung, etwa in die Forststraße. Verkehrsplaner Dörrie erklärte, von solchen Effekten gehe er nicht aus. Eine Frau forderte wiederum pauschal eine Umgehungsstraße für Potsdam – das sorgte für viel zustimmendes Klatschen, aber auch Empörung bei anwesenden Grünen-Mitgliedern. Verkehrsplaner Dörrie sagte, Umgehungsstraßen wie die einst geplante Havelspange über den Templiner See würden nicht genug Entlastung bringen und selbst bei Realisierung viele Jahre dauern: „Wir brauchen aber jetzt eine Lösung.“ Eine „grüne Welle“ für die Zeppelinstraße sei wegen der vielen Kreuzungen mit Tramgleisen nur schwer umsetzbar, erklärte Dörrie. Ministeriumsexpertin Ellner wiederum sagte, eine im Publikum geforderte Umweltzone sei für Potsdam nicht relevant, weil diese schon in Berlin gelten würde – diese Effekte würden auf Potsdam ausstrahlen, aber eben nicht ausreichen. Klipp wiederum sicherte eine Anwohnerbeteiligung bei der künftigen Gestaltung des Umfelds der Straße mittels eines Workshops zu. Es bestehe jedenfalls für Autofahrer kein Anspruch darauf, zügig von A nach B zu kommen – hier bekam der Dezernent einmal Beifall von den Befürwortern seiner Pläne.

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