Landeshauptstadt: Viel zu klären
Die Direktorin der Potsdamer Montessori-Gesamtschule steht wegen ihrer Amtsführung in der Kritik
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Die Direktorin der Potsdamer Montessori-Gesamtschule steht wegen ihrer Amtsführung in der Kritik Gegen Ulrike Kegler, Direktorin der Montessori-Gesamtschule sind mehrere Dienstaufsichtsbeschwerden gestellt worden. Das bestätigte der Leiter des staatlichen Schulamtes Brandenburg/Havel, Ulrich Rosenau, den PNN. Wie viele es genau sind, wollte Rosenau nicht sagen. Er räumte aber ein dass mit der Schule, einer Vorzeigeschule des Landes Brandenburg, erheblichen Gesprächsbedarf gibt. Nach PNN-Informationen haben mehrere Eltern und auch Lehrer sich mit Beschwerden an das Schulamt gewandt. Im Kern geht es um die Art, wie Direktorin Kegler die Schule führt. Ihr wird von Teilen der Elternschaft und auch von Lehrern ein autoritärer Führungsstil vorgeworfen. In anderen Beschwerden geht es auch um den Umgang mit den Schulfinanzen. Rosenau sagte, die Vorwürfe würden derzeit geprüft und es werde Gespräche mit der Schulleitung geben. Er räumte ein, dass bei der Direktorin „in ihrem Drang, etwas zu bewegen“ in einigen Bereichen „die Sensorik“ gegenüber anderen Auffassungen und Regeln „etwas betäubt“ gewesen sein könne. Im Grundsatz gelte aber, dass unter Kegler, die die Schule zu einer bundesweit anerkannten Gesamtschule entwickelt hat, hervorragende Arbeit geleistet werde. Im Bildungsministerium wird auch dies nicht abgestritten. Doch in Bezug auf den Führungsstil der Direktorin heißt es dort intern: „Die braucht eine Supervision.“ Man habe seit Jahren erhebliche Probleme mit der Direktorin und deren Führungsstil, habe aber aus Rücksicht auf den ehemaligen Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) nicht aktiv werden können. Die Montessori-Schule galt als Lieblingsprojekt des Ministers. Offiziell hieß es auf PNN-Anfrage, es habe Beschwerden gegeben über die mit der Schulleitung gesprochen worden sei. Es seien schulaufsichtliche Ratschläge erteilt worden. Gegenüber den PNN haben mehrere Eltern und auch aktive und ehemalige Lehrer der Schule der Direktorin auch vorgeworfen, für Hospitationen Geld verlangt zu haben. So hätten etwa Eltern, die überlegten, ihr Kind dort anzumelden, für Schul- und Unterrichtsbesuche 25 Euro zahlen müssen. Kegler sagte den PNN, es habe sich um freiwillige Zahlungen gehandelt. Eltern berichten, dass ihnen ausdrücklich im Sekretariat gesagt worden sei, dass eine Hospitation Geld koste. Schulaufsicht und Ministerium wollen von der Schulleitung auch wissen, wie solche Einnahmen der Schule verbucht worden sind. Kegler sagte, da es sich um Spenden gehandelt habe, sei das Geld an den Förderverein der Schule gegangen. Auch dazu wollen Eltern Aufklärung. So steht im Rechenschaftsbericht des Fördervereins, dass er von der Schule mehrere Tausend Euro bekommen habe. Angeblich, so hieß es gegenüber den PNN, stamme das Geld aus Spendeneinnahmen der Schule selbst und aus dem verkauf eines Buches, an dem Schulleiterin Kegler als Autorin mitgewirkt habe. Allerdings passen die Überweisungen von der Schule an den Verein nicht ganz zur angeblich so schlechten Finanzlage der Schule. Denn das Bildungsministerium hatte sich schon vor Monaten für eine andere ungewöhnliche Praxis an der Schule interessiert: Der Förderverein der Schule und zum Teil auch die Schule selbst hatten Eltern darauf hingewiesen, dass sie bis zu 100 Euro im Jahr für Schulmaterialien zu spenden hätten. Begründung: Da es sich um eine Montessori-Schule handle, werde zusätzliches Unterrichtsmaterial benötigt. Das Bildungsministerium erklärte auf Anfrage der PNN dazu, staatliche Schulen würden komplett ausgestattet, besonders die Montessori-Schule. Dass es nicht genügend Geld für die staatliche Schule für besondere Montessori-Materialien gebe „kann nicht sein. Wenn die Schule der Meinung ist, dass sie Geld für zusätzliche Dinge benötigt, dann hat sie sich an das Schulverwaltungsamt zu wenden“, so das Ministerium. Woher die Schule das Geld hatte, dass an den Verein gegeben wurde, wusste auch das Ministerium nicht. „Auch darüber wird zu sprechen sein“, so Schulamtsleiter Rosenau. Andere Beschwerden von Eltern und auch Lehrern betreffen den Umgang der Direktorin mit Lehrern und Schülern. So hätte Schüler Selbsteinschätzungen, die sie zum Ende des vergangen Schuljahres schreiben mussten, auf Drängen der Direktorin ändern lassen. Für ihren Geschmack hätten die Schüler eine Lehrerin zu sehr gelobt und eine zweite, die der Direktorin näher stehe, fast gar nicht bedacht. Kegler bestreitet dies in dieser Form. Da es in den Selbsteinschätzungen um die Schüler und ihre Sicht auf die eigenen Leistung handelt, hätte eine explizite Einschätzung einer einzelnen Lehrerin darin nichts zu suchen.Rosenau will auch das klären. Ein weitere Vorwurf betrifft erneut die Schulfinanzen: Für den Besuch von Theatervorführungen anderer Klassen mussten Klassen Eintritt zahlen. Ein Vater gegenüber den PNN: „Das kann doch nicht sein. Es sind sogar Kinder, die kein Geld dabei hatten ausgeschlossen worden.“ Eine Lehrerin hatte in ihrer Not für den internen Theaterbesuch Geld aus der Klassenkasse genommen – nur, damit alle Kinder teilnehmen konnten und den Eltern nicht bekannt wird, dass Aufführungen anderer Klassen Geld kosten. Kegler sieht das ganz entspannt: Es habe sich um ein hoch anspruchsvolles Schulprojekt gehandelt, für das Profis zum Einstudieren angeheuert worden seien. Und so etwas koste eben Geld. Allerdings war das besagte Theaterprojekt vom Bundesbildungsministerium mit mehr als 17 000 Euro gefördert worden. Das Bildungsministerium bestätigte zwar, dass Eintritt genommen werden könne. Es merkte aber an, dass solche Praktiken vorher erörtert werden müssten. Der Ausschluss von Kindern, die den Eintritt nicht zahlen konnten, sei „pädagogisch zweifelhaft“. Den meisten Ärger hatte sich die Schulleiterin im Frühjahr eingehandelt. Einer Redakteurin der Zeitung taz hatte Kegler ihre Erfahrungen mit Ostmännern: „Wir haben 38 Lehrer. Fast nur Frauen. Also diese Schule ist total weiblich geprägt! Es gibt nur zwei Männer. Das ist hier ein spezielles Phänomen. Ich war neulich auf einer Schulrätefortbildung, 40 Brandenburger Schulräte, es wurden dann zu den jeweiligen Schulen Arbeitsgruppen gebildet, freiwillig. Ich habe nur vier Sätze gesagt: meinen Namen und dass ich die Montessori-Schule in Potsdam leite, wir jahrgangsgemischte Lerngruppen haben und keine Zensuren bis zur achten Klasse. Die Männer im Raum sind daraufhin alle wie die Hasen zu den Männern gelaufen. Zu mir kamen ausschließlich Frauen. Die Ostmänner fühlen sich offenbar nur in autoritären Strukturen sicher, lediglich entwickelte Weltmänner können anscheinend etwas mit so einem System anfangen.“ Kommentar des Bildungsministeriums: „Rein rechtlich handelt es um eine Privatmeinung.“ Aber: „Es gibt darüber jedoch ein schulaufsichtliches Gespräch.“
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