Landeshauptstadt: Viele gucken, aber kaufen nichts Nur wenige Läden nutzen das Ladenschlussgesetz
Die Potsdamer ändern ihre Einkaufsgewohnheiten nur langsam. Gut ein halbes Jahr nach Freigabe der Öffnungszeiten sind viele Geschäfte nach einer Probephase wieder zu den alten Schlusszeiten zurückgekehrt.
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Die Potsdamer ändern ihre Einkaufsgewohnheiten nur langsam. Gut ein halbes Jahr nach Freigabe der Öffnungszeiten sind viele Geschäfte nach einer Probephase wieder zu den alten Schlusszeiten zurückgekehrt. Der Grund: Die Kunden bleiben in den Abendstunden aus.
„Es hat fast gar nichts gebracht“, sagt Bärbel Schälicke von der AG Innenstadt, einem Zusammenschluss von 77 Einzelhändlern. Nach „drei, vier Monaten“ Probezeit mit längeren Öffnungszeiten schließen die Läden in der Brandenburger Straße jetzt wieder zwischen 19 und 20 Uhr, so Schälicke: „Ab 19 Uhr, 19.30 Uhr bleiben die Kunden weg.“ Nur der verlängerte Samstag hat sich gehalten, erklärt Harald Kirchfeld, der Geschäftsführer des Karstadt-Kaufhauses. Statt früher 18 Uhr schließt das Kaufhaus am Samstag jetzt erst 20 Uhr. „Andere Änderungen stehen nicht an“, so Kirchfeld.
Auch die Babelsberger sind am Abend einkaufsfaul: Das bestätigt Matthias Müller von der Aktionsgemeinschaft Babelsberg, der Babelsberger Einzelhändlergemeinschaft. Dort sei 19 Uhr die Kernschließzeit. Einige Geschäfte öffnen am Donnerstag bis 20 Uhr. Selbst da aber sei „nicht so viel Publikum unterwegs“. Die Kunden gucken, kaufen aber nicht, so Müller. „Der Umsatz deckt nicht, was man an Kosten hat.“ Mit Änderungen in nächster Zeit rechnet er darum nicht: Höchstens zur Weihnachtszeit werde es Ausnahmen geben.
Auch im Stern-Center will man im Herbst wieder länger öffnen: Ab Oktober, wenn die „handelsstarke Zeit“ mit dem Weihnachtsgeschäft beginnt, sollen die Läden dort an den Freitagen und Samstagen bis 22 Uhr öffnen, so Center-Chef Stephan Raml. Dabei waren die meisten der 85 Läden im Center erst Ende April nach einer Testphase wieder zum 20-Uhr-Schluss an den Wochenenden zurückgekehrt. Momentan nutzt nur der Supermarkt „Real“die Möglichkeiten zum späteren Schluss. Wie es weitergeht mit den Öffnungszeiten, hänge auch vom Verbraucherverhalten ab, so Raml.
An die Kunden haben auch die Händler im Marktcenter in der Breiten Straße gedacht – und die Ladenöffnungszeiten nicht verändert: Wenn es eine Änderung gebe, dann soll sie langfristig Bestand haben, damit sich die Kunden darauf einstellen können, erklärt Tarek Abbady vom Marktcenter. Momentan haben die Läden dort einheitlich bis 20 Uhr geöffnet.
In den Bahnhofspassagen sieht die Situation anders aus: Denn die beiden Supermärkte im Haus haben sich für eine generelle Erweiterung der Öffnungszeiten entschieden: „Netto“ öffnet werktags 8 bis 21 Uhr, „Kaufland“ 6 bis 22 Uhr, so die Center-Managerin Alexandra Mewis. Auch gastronomische Anbieter öffnen länger. „Wir wollen diese Öffnungszeiten beibehalten“, sagt Mewis. „Die neuen Öffnungszeiten werden sehr positiv angenommen“, heißt es aus der Kaufland-Zentrale in Neckarsulm. Auch wenn es „ein bisschen gedauert“ habe: Gerade Berufstätige mit späterem Arbeitsschluss und Eltern kleiner Kinder gehen abends einkaufen, so Kaufland-Pressesprecherin Andrea Kübler. JaHa
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