Landeshauptstadt: „Viele mussten wegziehen“
Kneipier Klaus Kühn über Potsdam-West
Stand:
Herr Kühn, sie haben ihre „Waschbar“ vor fünf Jahren eröffnet. Auch im Jahr ihrer Eröffnung war also Kommunalwahl: Wie hat sich der Stadtteil aus ihrer Sicht seitdem entwickelt?
Die Bewohner sind andere geworden, es gab einen Strukturwandel. Das ist vielen aufgefallen. Denn viele frühere Anwohner konnten sich irgendwann die steigenden Mieten nicht mehr leisten und mussten wegziehen. Gleichzeitig hat sich mehr Gewerbe angesiedelt, vor allem in der Gastronomie und im Handel.
Es gab in der Vergangenheit immer wieder die Diskussion, ob Potsdam-West ein Bürgerhaus benötigt. Wie sehen Sie das?
Ich habe da eine gespaltene Meinung. Einerseits geht es Potsdam-West gut, das Geld für so ein Haus benötigen andere Stadtteile wie Drewitz dringender. Andererseits gibt es nur hier kein Bürgertreff.
Welche drei Dinge wünschen Sie sich von der Kommunalpolitik in den nächsten Jahren für ihren Stadtteil?
Ich würde mich freuen, wenn das Kino Charlott wieder genutzt würde, es gab ja schon Konzepte dafür. Dies wäre zum Beispiel auch ein schöner Standort für ein Bürgerhaus. Dann hoffe ich, dass das subkulturelle Angebote nicht weiter abgebaut werden. Für Potsdam-West wünsche ich mir zum Beispiel mehr Akzeptanz für das alternative Wohnprojekt in der Zeppelinstraße 26. Es geht dabei für mich darum, dass die viel gepredigte Toleranz in Potsdam sich gerade an solchen Beispielen praktisch zeigen muss. Wichtig ist auch, dass der öffentliche Nahverkehr nicht eingeschränkt wird. Zugleich müsste es mehr Radwege in Potsdam- West geben, etwa an der Zeppelinstraße. Und natürlich um Sanssouci herum.
Inwiefern?
Ich finde, die Schlösserstiftung sollte mehr Rücksicht auf die Anwohner nehmen und ihre Fahrradverbote noch stärker lockern. Es ist dabei ja nicht so, dass in den Parks gegrillt werden soll, aber als Anwohner möchte ich keine riesigen Umwege fahren müssen.
Wenn sie noch einmal an die vergangenen fünf Jahre denken? Was hat sie am meisten an der Kommunalpolitik geärgert?
Dieses Jahr habe ich mich sehr über das Stadtwerke-Fest aufgeregt. Gerade als Kneipier mit einem Waschbetrieb lässt sich merken, wie teuer Strom und Wasser geworden sind – und gleichzeitig feiern sich die Stadtwerke mit einem riesigen Fest selber. Das hat hier viele verärgert. Aber so etwas lässt sich vielleicht mit der Wahl ändern, zu der ich nur aufrufen kann: Denn Wählen ist eine wichtige Errungenschaft. Es ist gar nicht “mal so lange her, dass das ganz anders war.
Das Interview führte Henri Kramer
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