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Zeichen des Gedenkens. Mit Kerzen und Blumen haben Potsdamer den Ort markiert, an dem am 23. Dezember ein toter Säugling gefunden wurde. „Warum“ steht auf einem gelben Zettel. Von den Eltern des Kindes fehlt bislang jede Spur. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes gegen Unbekannt.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Viele offene Fragen

Toter Säugling: Keine heiße Spur / Suche mit Spezialhunden / DNA-Untersuchung läuft

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Potsdam-West - Wind oder Regen haben die Lichter gelöscht. Mit Kerzen, Rosenblüten und einem Kirschzweig aus Plastik haben Potsdamer den Ort in einem Garagenkomplex in der Kantstraße markiert, es sind Zeichen des stillen Gedenkens. Zehn Tage ist es her, dass hier ein toter Säugling gefunden wurde. In den Morgenstunden des 23. Dezember hatte ein Anwohner das in ein blutverschmiertes Handtuch gewickelte Kind entdeckt, die Notärztin konnte nur noch den Tod feststellen (PNN berichteten). „Warum“ steht jetzt in Großbuchstaben auf einem Zettel zwischen den Kerzen.

Vor ungelösten Fragen stehen bislang auch die Ermittler. Von den Eltern des neugeborenen Mädchens fehlt jede Spur, noch ist nicht einmal klar, ob das Baby hinter den Garagen abgelegt oder aus einem vorbeifahrenden Zug geworfen wurde – der Fundort befindet sich an der Bahnlinie Richtung Schönefeld. Die Zug-Variante werde aber immer unwahrscheinlicher, sagte Polizeisprecherin Katrin Laurisch am Dienstag den PNN. Es kämen nur zwei Zug-Baureihen infrage, aus denen das Abwerfen eines Bündels überhaupt möglich sei. Klarheit erhofft sich die Mordkommission vom Einsatz von Spezial-Fährtenhunden in dieser Woche. Diese „Mantrailer“, die extra in Berlin gemietet werden mussten, könnten selbst sehr alte Fährten aufnehmen.

Dass das Kind durch Gewalt zu Tode gekommen ist, steht nach der Obduktion fest. Zur genauen Todesursache schweigt die Polizei – weil es sich um „Täterwissen“ handelt, dessen Veröffentlichung die Ermittlungen stören könnte. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Mord aus und ermittelt gegen Unbekannt. Dass es bislang noch keinen Hinweis aus dem Umfeld der Eltern des Babys gegeben hat, sei „verwunderlich“, räumte Staatsanwalt Ralf Roggenbuck gestern ein.

Die Polizei bittet mittlerweile auch auf Aushängen im Umfeld des Fundortes um Mithilfe. Hoffnungen setzen die Ermittler in einen möglichen Zeugen: Der Fahrer eines dunklen Autos mit PM-Kennzeichen (Potsdam-Mittelmark), das in der Nacht zum 23. Dezember beim Garagenkomplex gesehen wurde, hat sich bislang aber nicht gemeldet, sagte Laurisch.

Beim Landeskriminalamt laufe momentan eine DNA-Untersuchung, erklärte sie weiter. Dabei soll unter anderem aus Sekretspuren am Handtuch oder am Baby die DNA der Mutter herausgefiltert werden. „Das dauert“, so Laurisch. Das Ergebnis könne für das Verfahren aber entscheidend werden: Wenn es Tatverdächtige gibt, könnte man die Mutter mit dem DNA-Befund eindeutig überführen.

Noch befindet sich der Leichnam des Mädchens in der Gerichtsmedizin. Nach Abschluss der Untersuchungen soll es beigesetzt werden. Solange die Eltern nicht gefunden sind und es sich um eine Verstorbene ohne Angehörige handelt, ist dafür gesetzlich die Stadt Potsdam zuständig. Man sei „darauf vorbereitet, das Baby angemessen und würdig bestatten zu lassen“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow gestern. Dazu gebe es bereits Gespräche mit der Evangelischen Kirchengemeinde Bornstedt, die die Beerdigung übernehmen möchte.

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