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Landeshauptstadt: Viele Schritte, wenige Worte

Ein Stadtspaziergang durch Potsdam mit Migrationsgeschichten

Stand:

Es wird viel gegangen bei diesem Stadtspaziergang. Das ist ja schließlich auch der Sinn eines Spazierganges. Doch wenn dabei Geschichten erzählt werden sollen, will niemand lange Strecken des Weges mit den eigenen Gedanken verbringen.

Zu einem Stadtspaziergang unter dem Motto „Migrationsgeschichten – Franzosen, Juden, Holländer in Potsdam“ hat am Donnerstag die Historikerin Silke Kamp eingeladen. Etwa 25 Neugierige sind am frühen Abend zum Treffpunkt an den Kolonnaden hinter dem Hotel Mercure gekommen. Mit den Kolonnaden waren mit dem Rest der Stadtmauer in der Großen Fischerstraße, dem Platz der Einheit, dem Holländischen Viertel und der Französischen Kirche am Bassinplatz insgesamt fünf Stationen auf diesem historischen Stadtrundgang geplant.

Dass aus dem Provinznest Potsdam im 17. und 18. Jahrhundert eine Stadt mit Residenz- und Garnisonsstatus wurde, ist vor allem Juden, Franzosen und Holländern zu verdanken. Dem 30-jährigen Krieg von 1618 bis 1648 war die Hälfte der Bevölkerung in Brandenburg zum Opfer gefallen. Mit dem Wissen und Können von Handwerkern aus ganz Europa wurde aus Potsdam ab 1731 eine Stadt. Innerhalb von zehn Jahren wuchs die Bevölkerung von 1000 auf 12 000 Einwohner.

Den Startpunkt Kolonnaden, Überreste des Potsdamer Stadtschlosses, hat Silke Kamp gewählt, weil hier 1685 das Toleranzedikt von Potsdam unterzeichnet wurde, mit dem wegen ihrer evangelischen Religion in Frankreich verfolgten Hugenotten freie und sichere Niederlassung in Brandenburg gewährt wurde. Auf einer Tafel zeigt Silke Kamp dann ein Bild vom frühen Stadtschloss und schon geht es weiter Richtung der Überreste der Stadtmauer. Hier erzählt die Historikerin vom Zweck der Mauer, mit der die zahlreichen Soldaten darin gehindert werden sollten, zu desertieren. Nach einem kurzen Vortrag geht es weiter Richtung Platz der Einheit. Knapp eine Stunde ist man nun schon unterwegs. Vielleicht insgesamt zehn Minuten hatte Silke Kamp geredet, den Rest verbringt man auf dem Weg zur nächsten Station mit Schweigen oder unterhält sich mit dem Nebenmann. Silke Kamp beantwortet derweil Fragen. Doch am Wegesrand gibt es genug „historischen Stoff“, der auch Migrationsgeschichten erzählen kann. Der bleibt aber unberücksichtigt bis zu den nächsten Stationen, an denen Silke Kamp mit ihren kurzen Vorträgen nur vage andeuten kann, welche Geschichten zu erzählen wären. Nach anderthalb Stunden bleibt das Gefühl, viel gegangen zu sein aber leider nicht wirklich viel erfahren zu haben.

Der nächste Stadtspaziergang mit Silke Kamp beginnt am Dienstag, 31. Juli, um 18 Uhr an den Kolonnaden hinter dem Hotel Mercure. Die Führung ist kostenlos. Um Voranmeldung wird gebeten unter Tel.: (0331) 200 29 66.

Dirk Becker

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