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Landeshauptstadt: Viele Stiche, keine Worte

Beim Bridge Club Potsdam können Schnelldenker das 1529 erstmals erwähnte Kartenspiel lernen

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Beim Bridge Club Potsdam können Schnelldenker das 1529 erstmals erwähnte Kartenspiel lernen Den Kopf in die Hände gestützt, die kurzen Haare stehen ein wenig zu Berge. Konzentriert verfolgt Evelyn die Worte Philip Calders, des Vorsitzenden des ersten Potsdamer Bridge Clubs. An einem der acht quadratischen Tische, ausgestattet mit grünem Tuch, Schreibunterlagen und Beistelltischchen für Kaffee, lassen sich die Potsdamerin und ihre Freundin Jutta in die Geheimnisse des englischen Kartenspiels einweihen. Beim offenen Spiel erläutert Calder die etwas undurchsichtigen Regeln des Spiels. „Die vier Spieler bilden zwei Teams, auch Partnerschaften genannt.“ Die Partner eines Teams sitzen sich gegenüber. Gespielt wird mit einem Blatt bestehend aus 52 Karten ohne Joker. Dann mischt der gebürtige Schotte, der seit seiner Schulzeit Bridge spielt, die Karten und teilt aus. Die Bridge-Schülerinnen sortieren unter der Anleitung des 43-Jährigen ihre dreizehn Karten nach Farbe und Rang. Ziel des Spieles ist es, so viele Stiche wie möglich zu machen. „Und wie beim Skat gewinnt die höchst gespielte Karte.“ Jutta notiert sich alles in zarter Schrift auf einem kleinen Zettel. Nun beginnt der erste Teil des 1529 vom englischen Bischof Latimer erstmals erwähnten Kartenspiels. Zunächst wird gereizt. Evelyn, eine passionierte Skatspielerin, ahnt Bekanntes, doch alles ist anders. Ohne Worte, nur mit der Hilfe imaginärer Kunststoffkarten aus der Bidding-Box (Gebots-Schachtel) müssen die gegenübersitzenden Partner Informationen über Punkte und mögliche Trumpffarbe austauschen. Beim Ordnen ihrer Karten erzählt Jutta, dass sie oft die Bushaltestelle vor dem Bridge-Club nutzt, um nach Sanssouci zu gelangen. Irgendwann sei ihr aufgefallen, dass sich im benachbarten Haus der Verein mit Bridge-Schule verbirgt. In ihrer Jugend lernte sie Rommé, ein Spiel, das sie ihr ganzes Leben begleitete. „Die Geselligkeit und das Denken müssen ist einfach wichtig für mich.“ Philip Calder meint, dass sie mit diesem Kartenspiel wohl das Richtige gefunden habe, denn „Bridge fördert das logische und schnelle Denken, auch trainiert es Konzentration und Geduld“. Die Wurzeln des heutigen Bridgespiels finden sich im England des 16. Jahrhunderts. Später entstanden so genannte Bridge-Prototypen unter den Namen Triumph, Slamm oder auch Whist. Letzterer gewann an Popularität, auch in den Vereinigten Staaten. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Bridge in England und den USA eingeführt und löste Whist in seiner Popularität ab. Das Spiel wurde weltweit beliebt, so war es beispielsweise im russischen Sprachraum unter „Biritch“ bekannt. Über die Jahrzehnte wurden die Spielregeln diffiziler, so wurden die Funktion der „Strohpuppe“ (Dummy) oder das Kontra und Rekontra ohne Beschränkung eingeführt. 1926 erschien in England das erste Bridge-Magazin und 1935 fand in New York die erste Weltmeisterschaft statt, bei der die USA vor Frankreich gewann. In Deutschland gründete sich 1932 der erste Bridgeverband. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich die Organisation neu, der auch nun der Potsdamer Club angehört. Nachdem Jutta und Evelyn die erste Hürde genommen haben, geht es im zweiten Teil des Spieles ums Ausspielen der Karten und um das Punktesammeln. Es wird leichter und ähnelt dem Skatspiel. Dann folgt eine Proberunde. Verwirrung macht sich breit. Philip Calder beruhigt: „Es braucht seine Zeit, um gut zu spielen.“ Für den Heimweg gibt es noch die Informationsschrift „Bridge in 10 Minuten“, und so können die beiden rüstigen Damen weiter an der „zweitschönsten Nebensache der Welt“, wie der Schauspieler Omar Sharif das Spiel einst nannte, arbeiten.Ulrike Strube Bridge Club Potsdam, Schopenhauerstraße 9, Tel.: (0331) 96 78 914. Der Kurs „Bridge für Anfänger“ beinhaltet zehn Doppelstunden à 90 Minuten plus dreißig Minuten Spiel und kostet 150 Euro

Ulrike Strube

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