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Von Henri Kramer: Vier Schulen erhalten Amok-Warnsystem Stadtverwaltung: 100 000 Euro Kosten / Polizei: Zahl der Waffen in Potsdam leicht gestiegen

Vier Potsdamer Schulen erhalten noch in diesem Jahr Alarm-Systeme, um Schüler und Lehrer im Fall eines Amoklaufs besser zu schützen. Wie die Stadtverwaltung auf eine aktuelle Anfrage der CDU mitteilte, seien insgesamt 100 000 Euro für den technischen Schutz gegen Amokläufer eingeplant.

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Vier Potsdamer Schulen erhalten noch in diesem Jahr Alarm-Systeme, um Schüler und Lehrer im Fall eines Amoklaufs besser zu schützen. Wie die Stadtverwaltung auf eine aktuelle Anfrage der CDU mitteilte, seien insgesamt 100 000 Euro für den technischen Schutz gegen Amokläufer eingeplant. Bis Ende der Sommerferien sollen die Warnanlagen in den Schulen installiert und betriebsbereit sein, hieß es von der Stadtverwaltung weiter.

Als erste Einrichtung wird laut Rathaus das Oberstufenzentrum I in der Nauener Vorstadt mit einer Warnanlage versehen. Anders als bei den anderen drei Einrichtungen habe sich hier die Schule für eine funkbasierte Gefahrenmelder-Lösung entschieden. In der Theodor-Fontane-Oberschule in der Waldstadt, in der Pierre-de- Coubertin-Oberschule am Stern und in der Voltaire-Gesamtschule in der Innenstadt werde dagegen eine festinstallierte, kabelgebundene Alarmanlage installiert, so die Stadtverwaltung weiter.

Zum Schutz vor Amokläufen an Schulen plant die Stadt schon seit einem Jahr. Zunächst habe der Kommunale Immobilienservice (KIS), der die städtischen Gebäude verwaltet, ein Grundlagengutachten über technische Vor- und Nachteile der verschiedenen Warnanlagen erstellen lassen. Danach habe der Fachbereich für Schule und Sport die Schulen aufgelistet, an denen mit der Amokprävention begonnen werden sollte, so die Stadt. Nach welchen Kriterien die Schulen ausgesucht worden, schreibt die Verwaltung nicht – ebensowenig, wann weitere Schulen ausgerüstet werden.

Bisher gibt es in Potsdam nur in der Käthe-Kollwitz-Oberschule in der Brandenburger Vorstadt ein Amok-Warnsystem. Dieses wurde bereits im Dezember 2009 installiert – auf Initiative der CDU-Fraktion und ihrem Mitglied Horst Heinzel, zugleich Chef einer Werderaner Sicherheitsfirma, der die Anlage gesponsort hatte. Schon damals hieß es, der Einbau solcher Warnsysteme passiere freiwillig. Nach dem Amoklauf in einer Schule im schwäbischen Winnenden vor rund zwei Jahren hatte das Land Brandenburg bei seiner erhobenen Forderung nach individuellen Notfallplänen an allen Schulen bewusst auf technische Anforderungen verzichtet, weil es sie sonst hätte bezahlen müssen. So kann nun auch jede Schulleitung entscheiden, welche technischen Lösung sie bevorzugt – in der Käthe-Kollwitz-Schule beispielsweise können Lehrer mit einer speziellen Handynummer einen Alarm auslösen.

Unterdessen hat sich die Zahl der in Potsdam registrierten Waffen in Privathand in den vergangenen Jahren leicht erhöht. Aktuell sind in Potsdam 2042 Gewehre registriert sowie 1179 Pistolen, teilte die Polizei auf Anfrage mit – insgesamt 3223 Schusswaffen. Vor zwei Jahren waren es noch 2990 Waffen – rund sieben Prozent weniger. 2004 lag die Zahl der Schusswaffen sogar nur bei 2298. „Die Erhöhung liegt unter anderem daran, dass wir viele Zuzüge aus den alten Bundesländern verzeichnen“, sagte Gerhard Beyer, Chef der Waffenrechtsabteilung bei der Potsdamer Polizei, den PNN auf Anfrage. So gebe es im Westen Deutschland deutlich mehr Sportschützen oder Jagdscheinbesitzer. Insgesamt gebe es 731 Potsdamer mit der Erlaubnis Waffen zu besitzen, 1119 Potsdamer dürften Waffen auch benutzen.

Wie Beyer versichert, würde in Potsdam jeder Antrag auf die Nutzung einer Waffe „streng“ geprüft. Ein Kriterium sei etwa die Straffreiheit der potentiellen Schützen. Zugleich müssten Antragsteller für den Kauf einer Waffe ein so genanntes Bedürfnis nachweisen – etwa einen aktuellen Jagdschein. Alle drei Jahren würden die erteilten Genehmigungen überprüft, so Beyer. Auch müssten die Besitzer nachweisen, ob sie ihre Pistolen oder Gewehre so unterbringen, dass Unbefugte nicht in ihren Besitz gelangen können. „In der Regel haben die Waffenbesitzer und -nutzer die bestehenden Rechtsvorschriften verinnerlicht“, so Beyer. Doch in „Einzelfällen“ würden immer wieder einmal Verstöße festgestellt. So habe die Polizei erst in diesem Jahr einen Potsdamer erwischt, der seine Schusswaffen im Keller an der Wand lagerte; in einem anderen Fall lagen ein Revolver und Munition im Büro einer Firma. Wegen solchen Verstößen gegen das Waffenrecht seien seit Januar drei Strafanzeigen aufgenommen worden, so Beyer, es habe „empfindliche Geldbußen“ gegeben, die Waffen seien eingezogen worden. Denn unbeaufsichtigte Waffen könnten, wie in Winnenden geschehen, gravierende Folgen haben.

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