Landeshauptstadt: Villa Quandt gerettet
Großspende der Reemtsma-Stiftung ermöglicht baldige Sanierung für das Fontane-Archiv
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Die Quandt-Villa am Hang des Pfingstberges ist gerettet und kann zur neuen Arbeitsstätte des Fontane-Archivs und des Brandenburgischen Literaturbüros ausgebaut werden. Wie der Baudirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Alfons Schmidt, gestern mitteilte, hat der Großindustrielle Hermann-Hinrich Reemtsma mit seiner Stiftung den von der Schlösserstiftung aufzubringenden Eigenanteil des auf 3,2 Millionen Euro geschätzten Vorhabens übernommen. Reemtsma hatte bereits durch Millionenspenden zur Restaurierung des Belvederes auf dem Pfingstberg beigetragen.
Die Baudenkmalpfleger der Stiftung stehen bei der Sanierung der um 1820 für einen hohen preußischen Militär erbauten frühklassizistischen Villa unter Zugzwang. Das EU-Förderprogramm zur Regionalentwicklung (EFRE), aus dem neben Reemtsma und dem Land Brandenburg die Finanzierung gesichert wird, läuft nämlich am Jahresende 2006 aus. Die Vorlage der Bauunterlagen ist deshalb bereits für Ende März, der Baubeginn für den Sommer und der Abschluss der Baumaßnahmen 2007 vorgesehen.
Wie Baudirektor Schmidt erläuterte, sind in den Kosten die aufwändigen Einbauten für die Klimatisierung enthalten, die zur sicheren Aufbewahrung der Originalhandschriften Theodor Fontanes erforderlich ist. Neben Büros, dem Archiv und der Bibliothek werden in die Villa auch drei Vortragsräume eingeordnet, die von der Stiftung mitgenutzt werden. Einer soll auch als Lesesaal des Fontane-Archivs dienen. Dessen Leiterin Hanna Delf von Wolzogen hat den Umzug der bisher beengt in einem Holländerhaus am Bassinplatz untergebrachten Einrichtung in die Quandt-Villa begrüßt.
Das Gebäude wurde auch als Wohnsitz des Prinzen Oskar bekannt, eines Sohnes von Kaiser Wilhelm II. Der hatte es 1914 für die Hofhaltung seines Sohnes erworben. Nach 1945 wurde die Villa in das „verbotene Städtchen“ des sowjetischen Geheimdienstes einbezogen und als Offiziersküche genutzt. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche stilwidrige Eingriffe in das Gebäude, die nach Übergabe an die Stiftung Ende der 90er Jahre rückgängig gemacht wurden. Da lange vergeblich nach einem neuen Nutzer gesucht wurde, nahm der Verfall des Gebäudes allerdings weiter zu. Wie Baudirektor Schmidt mitteilte, ist die benachbarte Villa Lepsius bauseitig fertiggestellt. Auch zu dem auf dem Gelände befindlichen Gärtnerhaus, das in der Besatzungszeit als Kfz-Werkstatt und Garage genutzt wurde, ist die Entscheidung getroffen. Es wird zum neuen Sitz des Fördervereins Pfingstberg ausgebaut. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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