Landeshauptstadt: ViP wechselt Achsen aller Tatra-Bahnen
Verkehrsunternehmen will Sicherheit nach Achsenbruch / Neuer Finanzierungsvertrag unterschrieben
Stand:
Der Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP) lässt die Achsen seiner 36 Tatra-Straßenbahnen austauschen. Bis Jahresende soll der Tausch vollzogen sein, sagte ViP-Geschäftsführer Martin Weis. Hintergrund ist ein Achsenbruch bei einer Tatra, der sich im Oktober 2008 ereignete. Der Unfall blieb ohne Folgen, die Ursache sei ein Wartungsfehler gewesen, so Weis. Doch man wolle auf absolute Sicherheit setzen.
Erst vor zwei Wochen war bei einer Berliner Tatra baugleichen Typs KT4D ebenfalls eine Achse gebrochen. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) reagierten darauf lediglich mit zusätzlichen Kontrollen. ViP-Chef Weis sagte, bei rund 30 Jahre alten Achsen, die täglich stark belastet würden, sei ein Schaden nie auszuschließen. Bei Wartung und Instandhaltung werde der Potsdamer Verkehrsbetrieb nicht sparen. Nach den schwerwiegenden Problemen bei der Berliner S-Bahn habe der ViP seine Kontrollintervalle zusätzlich mithilfe externer Gutachter überprüft. Es gebe „keinen Rückstand“. Die Tatras, einst in Prag für DDR-Betriebe hergestellt, sollen ab dem ersten Halbjahr 2011 außer Dienst gehen. Dann erwartet Potsdam die ersten Fahrzeuge aus den Berliner Stadler-Werken. Zehn Variobahnen mit der Option auf weitere acht hat Potsdam gekauft.
Ein weiterer Vertrag wurde am vergangenen Freitag unterzeichnet: Stadt, ViP und Stadtwerke einigten sich über die Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs in der Landeshauptstadt für die kommenden fünf Jahre. Danach müssen die Potsdamer nicht fürchten, dass in diesem Zeitraum Bus- und Tramlinien ausgedünnt oder gestrichen werden. Mit dem Finanzierungsvertrag habe der ViP Planungssicherheit, sagte Weis. „Wir wollen unsere Leistung noch steigern.“ Laut Vertrag bekommt der ViP nun pro Jahr 17 Millionen Euro, dies sind 1,4 Millionen Euro mehr als in den zurückliegenden fünf Jahren. Potsdam Finanzbeigeordneter Burkhard Exner (SPD) begründete dies allgemein mit gestiegenen Preisen und Tariflöhnen. Finanziert wird der ViP mit jährlich 4,5 Millionen Euro von der Stadt, 4,8 vom Land und zwischen acht und neun Millionen Euro von der ViP-Konzernmutter, den Potsdamer Stadtwerken.
Die „Quersubventionierung“ sei durch die Gewinne der Energie und Wasser Potsdam (EWP) möglich, so Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Paffhausen. Keinesfalls aber kalkuliere die EWP ihre Gebühren nach dem Zuschussbedarf des ViP. „Wir orientieren uns am Wettbewerb und den Möglichkeiten, die der Markt hergibt.“ Weil die EWP-Gewinne mit den Verlusten des ViP verrechnet werden könnten, entstehe den Stadtwerken ein Steuervorteil von rund drei Millionen Euro pro Jahr, so Paffhausen.
Für die 358 ViP-Mitarbeiter bedeute der neue Vertrag Kündigungsschutz bis 2012, sagte Weis. Demnächst werde der ViP 42 Havelbus-Mitarbeiter übernehmen, da die Potsdamer ab 1. April städtische Linien des mittelmärkischen Unternehmens übernehmen. Darauf hatte Potsdam lange gedrungen. S. Schicketanz
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: