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Landeshauptstadt: Virtuell ist Potsdams Mitte schon rekonstruiert

Schloss-Initiativen legen wissenschaftlich fundierte Visualisierung des historischen Zentrums vor

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Innenstadt - Es ist nicht nur ein Kalender, den der Stadtschloss-Verein und die Initiative Mitteschön für das Jahr 2011 herausgegeben haben: Für die anhaltende Debatte um den Städtebau in Potsdams Mitte steuern Verein und Mitteschön einmalige Ansichten verloren gegangener Baukunst in der Landeshauptstadt bei.

Und sie sammeln Spenden: Mit den Einnahmen aus dem Verkauf des Kalenders soll ein Beitrag für den Wiederaufbau des Stadtschlosses geleistet werden. Mit dem Geld könnten ein bis zwei historische Sandsteinfiguren hergerichtet werden, die einst das Schloss schmückten, sagt Hans-Joachim Kuke von Mitteschön. Allein eine erhaltene Figur zu restaurieren, koste bis zu 30 000 Euro, eine komplette Kopie 45 000 Euro. Die Kalender-Einnahmen sind also nur ein Anfang.

Die zwölf Illustrationen bieten einen Eindruck davon, wie die Landeshauptstadt 1830 bis 1850 aussah und worum es beim Leitbautenkonzept der Stadt für das Herz Potsdams überhaupt geht. „Das unzerstörte Potsdam ist wissenschaftlich genau in die Bildsprache unserer Zeit übersetzt worden“, sagt Kuke. Dazu hat das renommierte Dresdner Büro Digitale Baukunst um Andreas Hummel das historische Stadtzentrum mit Computertechnik virtuell rekonstruiert. Dabei geht es nicht nur um das Stadtschloss, obwohl es natürlich von zentraler Bedeutung ist für die Wiederbelebung des Zentrums.

So zeigt das Kalenderblatt für den Monat Januar etwa das Prediger-und Schulhaus Am Alten Markt 4, das nach dem Vorbild des Palazzo della Consultàin in Rom errichtet worden war. Der April bietet eine Ansicht der Humboldtstraße, verschiedene Gebäude errichtet nach den Vorbildern Palazzo Barberini (Rom), Palazzo Chiericati (Vincenza) und Palazzo Pompei (Verona). Die Alte Post am Kanal, heute Yorckstraße, ist zu sehen, die Kaiserstraße mit Blick auf das Fortunaportal, der Alte Markt, der Acht-Ecken-Platz oder stimmungsvoll beleuchtet die Schwertfegerstraße im Dezember. Am meisten sticht aber der Blick auf die Rückseite des Palazzo Barberini, also auf die Havelfront an der Alten Fahrt hervor. Das liegt nicht nur an dem imposanten Bau, sondern auch am Wasser und den grünen Bäumen, die hier üppig zu sehen sind. Denn bei aller Mühe und Arbeit, die sich die Experten gemacht haben – eines fällt dem Betrachter auf: Es fehlt häufig das Grün.

Den Illustrationen liegen aufwändige Recherchen zugrunde. In dieser kompakten Form gab es diese Ansicht des Stadtzentrums bislang nicht. Finanziert wurde die teure Computer-Visualisierung vom deutsch-amerikanischen Nobelpreisträger Günter Blobel und den Friends ofDresden, die schon den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden mit Millionenspenden unterstützt hatten. Blobel hatte einen ganz eigenen Antrieb für sein Engagement: „Heute wissen die meisten gar nicht mehr, wie die eigentliche Stadtmitte aussah.“ Hans-Joachim Kuke will mit dem Kalender auch einen Qualitätsanspruch formulieren: „Wir wollen zeigen, so sah Potsdam einmal aus, und zwar auf wissenschaftlicher Grundlage.“ Kuke sieht den Kalender aber keineswegs als Forderungskatalog. „Es muss aber eine vergleichbare Qualität her, ob nun moderne Architektur oder Wiederaufbau. Das hat die Mitte der Stadt verdient.“ Alexander Fröhlich

Erhältlich ist der Kalender zunächst exklusiv im PNN-Shop im Karstadt Stadtpalais, Brandenburger Straße 49-52, sowie im „Internationales Buch“, Brandenburger Straße 41/42. Der Verein Potsdamer Stadtschloss nimmt zudem Bestellungen an: Per E-Mail an info@stadtschloss-potsdam.org oder über Schatzmeister Didier Pohlig unter Tel.: (0173) 628 63 91.

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