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Landeshauptstadt: Vision in der Glasmeisterstraße

Neue Initiative Jugendkultur arbeitet bis Ende Mai an Konzept für großes Jugendzentrum in Babelsberg

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Er möchte nicht warten, bis Potsdam gar keine Flächen für Jugendkultur mehr hat. Das sagt Dirk Harder, während er über das ehemalige Gelände der Erdgas Mark Brandenburg (EMB) in der Glasmeisterstraße geht. Für die mehr als zwei Fußballfelder große Brache mit mehreren Gebäuden hat der Chef des Potsdamer Stadtjugendrings eine Vision: Hier soll ein neues Zentrum fürJugendarbeit und Jugendkultur entstehen, mit Probenräumen, Plätzen für Jugendprojekte, Konzertmöglichkeiten. Selbst Potsdams Streetworker könnten ein Heim mitten unter Jugendlichen finden. „Wir sind mit den Plänen jetzt an die Öffentlichkeit gegangen, damit das Gelände nicht auch noch mit Wohnungen bebaut wird“, sagt Harder.

Vergangene Woche haben die Stadtverordneten denn auch beschlossen, Harders Vision eine Chance zu geben. Zusammen mit einer neu gegründeten Initiative Jugendkultur hat er nun bis Ende Mai Zeit, ein erstes Rahmenkonzept für die Glasmeisterstraße zu erarbeiten. In der Initiative arbeiten daran Leute wie Achim Trautvetter von den Kulturcampern oder Tom Wischer von der Potsdamer Band Käptn Karacho, ebenso sind Architekten und Wirtschaftsprüfer beteiligt. „Wir möchten hier einen langfristigen Standort schaffen, über Jahre“, sagt Harder.

Die Pläne dafür kann er schon grob umreißen: Drei Bauabschnitte soll es geben. Die nötige Sanierung der Gebäude soll nicht „schick“ wirken, sondern „eher rustikal“, ohne Putz, ohne viel Geld. „Hier soll die Art Kultur hin, die in der Schiffbauergasse keinen Platz mehr findet.“ Möglich sei zum Beispiel, im früheren EMB-Verwaltungstrakt dutzende Proberäume und ein Tonstudio einzurichten – wie in vergleichbaren Projekten in Berlin. Auf den Sockel eines nun voller Regenwasser stehenden Gasspeichers könnte ein Dach – und darin eine Zirkusbühne ihren Platz finden. Einen ersten Finanzierungsvorschlag hat Harder schon: Da der Stadtverwaltung ein Kaufantrag für das Gelände der Skaterhalle an der Kurfürstenstraße vorliege, könne das eingenommene Geld gleich in den neuen Standort Glasmeisterstraße gesteckt werden.

Mit dem vorläufigen Wegfall von Spartacus und S13 ist seiner Meinung nach eine weitere Lücke in der Szenerie Potsdamer Jugendkultur entstanden. Viele junge Leute müssten sich so dauerhaft mit Übergangslösungen „über Wasser halten“.

Beispiele dafür gibt es genug: Im Umfeld des Spartacus ist zum Beispiel erst jüngst die Künstlerinnenplattform Nutempo entstanden, die so lange es möglich ist, elektronische Partys in der Theaterkantine in der Zimmerstraße veranstaltet. Ebenso hat Jugendamtschef Norbert Schweers schon von jungen Leuten gehört, die das Minsk unterm Brauhausberg als Partyobjekt nutzen wollen: „Ich finde solche Initiativen gut.“ Potsdam müsse sich für die Zukunft wieder auf eine deutlich steigende Zahl von Jugendlichen einstellen, sagt Schweers.

Daran denkt auch Dirk Harder, wenn er durch die Glasmeisterstraße geht. Dabei betont er immer wieder, dass diese Möglichkeit kein Ersatz für Weggefallenes sein könne – und dass das Gelände eine Art letzte Chance ist: „Irgendwann sind alle Brachen weg.“

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