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Landeshauptstadt: Visionäre Bürger

Projekt zur Zukunft Europas mit 24 Helmholtz-Schülern und Präsentation im Auswärtigen Amt

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Potsdam/Berlin – „Ich verspreche, dass die Europäische Komission zuhören und lernen wird.“ Diese Zusage von Margot Wallström, der Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, im Gepäck, fuhren gestern drei Potsdamer Schüler ins Auswärtige Amt in Berlin-Mitte. Dort stellten sie ihre Ideen zur europäischen Einwanderungspolitik vor: Eine neue Behörde muss her, finden Juliane Krafft, Philipp Schneider und Tobias Koch vom Helmholtz-Gymnasium. Vor Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes entwickelten sie – in Kurzform – die Vision der gesamteuropäischen Integrationsbehörde „Lysa“. Damit soll nicht nur die Wartezeit bei Asylverfahren gekürzt und ein einheitliches Regularium für Integrations-Tests geschaffen werden. Durch die Behörde mit Zweigstellen in allen 27 europäischen Ländern entstünden auch Arbeitsplätze, erklärt Juliane Krafft. „Hervorragend“, schwärmte Ulrich Klöckner, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Auswärtigen Amt, nach dem Vortrag: „Das war ja höhere Verwaltungsmathematik.“

Eine Woche lang hatten sich die Schüler auf die Präsentation vorbereitet: Insgesamt 24 Helmholtz-Gymnasiasten beteiligten sich an dem Projekt im Rahmen des Wettbewerbs „Jugend denkt Zukunft“. Eine „intensive Zeit“, fand Raik Klawitter. Der 18-Jährige musste dafür wie seine Mitschüler aus dem Kurs Politische Bildung nämlich täglich schon um 8.40 Uhr im Auswärtigen Amt an der Spree erscheinen. Es folgten je siebeneinhalb Stunden Vorträge, Diskussionen und Planspiele, bevor die Schüler dann im Dunkeln wieder nach Potsdam kamen. „Die Schüler lernen, sehr kreativ zu denken“, betont Politik-Lehrer Alexander Hutton. Und blieben selbst nach Feierabend bei der Sache: So berichtete Tobias Koch von einer abendlichen „Telefonkonferenz“, bei der weiter gearbeitet werden sollte.

Potsdams „Europaschule“ trägt diesen Titel also offenbar nicht umsonst. Und Tobias Koch ist mit seinem Auslandsjahr in Dänemark auch nicht der Einzige mit ganz praktischen Europa-Erfahrungen. 20 Schüler der zwölften Klasse hätten bereits an Austauschprojekten teilgenommen, schätzt Schülerin Vanessa Skoruppa, die selbst in Spanien und Frankreich gelernt hat. An der Schule existiert zudem eine Europa-AG, in der sich etwa 30 Schüler unter Huttons Regie außerhalb des Unterrichts engagieren. Und das nicht von ungefähr: Sowohl Klawitter als auch Koch und Skoruppa können sich eine berufliche Zukunft im Dienst der EU oder des Auswärtigen Amtes vorstellen, bestätigten sie.

Ihre visionären Ideen landen nach der gestrigen Präsentation nicht in der Schublade: Denn am 24. und 25. Februar 2007 fahren die Potsdamer wieder nach Berlin. Dann nehmen sie an der „Europäischen Bürgerkonferenz“ teil. Mit diesen Konferenzen, auf denen europaweit Bürger über die Zukunft der EU diskutieren sollen, soll in der Zeit der deutschen Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 die „Skepsis gegen Europa“ abgebaut werden, erklärte Ulrich Klöckner vom Auswärtigen Amt. Für ihn zeigte der „Probelauf“ mit Schülern auch noch etwas anderes: „Es wird deutlich unterschätzt, wie viele Ideen die Leute entwickeln, wenn sie mal gefragt werden.“

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