POTSDAMER MITTE: Visionen für das Herz der Stadt
Potsdams Sanierungsträger stellte ein neues Buch zur Entwicklung der Mitte vor – darin wird auch vom Abriss des Staudenhofs ausgegangen.
Stand:
Innenstadt - Schönheit, Zerstörung, Beton-Facelifting á la DDR und der Versuch der Rückkehr zur Schönheit – diesen Bogen spannt ein neues Buch zur Entwicklung der historischen Potsdamer Mitte. Auf 140 Seiten und illustriert mit ebensovielen Fotos breitet Autorin Christiane Borgelt die Geschichte des Areals rund um den Alten Markt von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zu den Bebauungsplänen der Gegenwart aus. Herausgegeben hat das Werk der städtische Sanierungsträger, erschienen ist es in einer Auflage von 4300 Exemplaren. Vom Preis von 19,90 Euro geht ein Euro auf das Treuhandkonto des Sanierungsträgers.
„Das Buch ist der Beleg dafür, wie weit der Weg war und wie viele Mühen es gab, um dorthin zu kommen, wo wir heute stehen“, sagte Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) am Donnerstag bei der Vorstellung des Werks. Rund zwei Drittel des Buchs beschäftigen sich denn auch folgerichtig mit der Nachwendezeit, nicht zuletzt den zähen Diskussionen um die Gestaltung des Alten Marktes. So ruft Borgelt etwa den Streit um den Abriss des Theaterrohbaus in Erinnerung, der letztlich im Wortsinn den Weg für den Wiederaufbau des Stadtschlosses als Landtagssitz freimachte.
Doch auch, wer sich für die DDR-Historie des Stadtzentrums interessiert, kommt auf seine Kosten: Denn auch das Ringen darum, wie die sozialistische Mitte der damaligen Bezirkshauptstadt aussehen sollte, wird detailliert geschildert und illustriert. Schon einmal, nämlich zum Ende der 60er Jahre, sollte nämlich auf dem Alten Markt ein Theater entstehen, ein durchaus innovatives Gebäude – wäre es gebaut worden, stünde es heute allerdings der Wiedergewinnung der Bebauung an der Alten Fahrt im Weg.
Auf die wird in dem Werk mit dem Titel „Potsdam – der Weg zur neuen Mitte“ ausführlich eingegangen – von den zahlreichen Runden zur Entwicklung des Leitbautenkonzeptes bis zur Vergabe der Grundstücke an die Bauherren. Wie diese die neue Mitte gestalten wollen, zeigt das Buch ebenfalls: Die Architekturentwürfe der Bauherren sind allesamt vertreten – nur beim wichtigsten Gebäude, dem Palast Barberini, wurden Herausgeber und Autorin von der aktuellen Entwicklung eingeholt. Der abgebildete Entwurf stammt noch von den Architekten der Bayerisches-Haus-Inhaberin Gertrud Schmack, die eigentlich den Zuschlag für das Grundstück bekommen hatte, aber letztlich ausgeschieden war, weil sie nicht fristgemäß einen Betreiber für das von ihr geplante Luxushotel vorweisen konnte. Stattdessen wird wie berichtet nun der Berliner Unternehmer Abris Lelbach den Palast wiederaufbauen – als Wohnhaus mit Gastronomie und Veranstaltungssälen.
Borgelt gibt auch einen Ausblick darauf, wie es in der Mitte weitergeht. Sobald klar ist, dass die Fachhochschule 2015 abgerissen werden kann, können die Vorbereitungen für die Ausschreibungen der nächsten beiden Quartiere beginnen, von denen das nördlichere die sanierte Stadt- und Landesbibliothek beinhaltet. Spannend wird es beim vierten und letzten der geplanten Quartiere. Es soll dort entstehen, wo sich jetzt noch der Staudenhof-Wohnblock befindet. Wie berichtet drängt vor allem die Linke auf dessen Erhalt. Die dafür in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie sei fertig, sagte Klipp. Über das Ergebnis hüllte er sich allerdings in Schweigen. Erst soll das Papier rathausintern beraten werden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: