Von Guido Berg: Visionen für die Templiner Vorstadt
Maßnahmeplan der Stadt sieht 300 neue Wohneinheiten und einen historischen Uferpark ab 2012 vor
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Templiner Vorstadt - Das werden der Liegenschaftsbetrieb des Landes Brandenburg und der Landesfinanzminister gern hören: Die Stadt Potsdam legt den Stadtverordneten am kommenden Mittwoch ein Maßnahmeplan für die Zukunft der nördlichen Templiner Vorstadt vor. Darin werden unter anderem bauliche Entwicklungsmöglichkeiten entlang der Templiner Straße aufgezeigt. Etwa 300 Wohneinheiten könnten entstehen, teilten Stadtplanungschef Andreas Goetzmann und die Baubeigeordnete Elke von Kuick- Frenz (SPD) gestern vor Journalisten mit.
Bei den genannten zukünftigen Bauflächen handelt es sich Goetzmann zufolge nicht um Areale der Stadt – sondern „um private und um Landesliegenschaften“. Dem Land Brandenburg gehört etwa das weitläufige Grundstück der Villa Luisenhof an der Templiner Straße 21. In einem Flachbau auf dem Areal aus DDR-Zeit ist ein Landeslabor untergebracht. Die Villa selbst entstand 1893/94 nach Entwürfen des Architekten Franz Heinrich Schwechten, von dem auch die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin-Charlottenburg, die Kulturbrauerei in Berlin-Prenzlauer Berg sowie die ehemalige Kriegsschule auf dem Brauhausberg in Potsdam, heute Landtagsgebäude, stammen.
Überlegungen der Stadt Potsdam, selbst in den Genuss der Wertsteigerung von Grundstücken im Zuge der nun vorgelegten Entwicklungsabsichten zu kommen, erwiesen sich als nicht erfolgversprechend: Teile des historischen Gartenparks im rückwärtigen Bereich der Villa Luisenhof gehören zwar der Stadt. Goetzmann zufolge wurde auch geprüft, Teile dieses Areals zu Bauland zu machen, um mit dem Erlös den 1935 nach Plänen des städtischen Gartendirektors Hans Kölle entstandenen Uferpark wieder zu beleben. Doch wie sich herausstellte, so Goetzmann, ist aus dem Villenpark bis heute faktisch Wald geworden. Dort Eingriffe vorzunehmen erfordere erhebliche Ausgleichsmaßnahmen, die die Erlöse aus dem Bauland-Verkauf aufzehren würden.
2,9 Millionen Euro kostet die Instandsetzung des Kölleschen Uferparks – zu viel für den Stadthaushalt in den nächsten Jahren. Erst ab 2012 „haben wir vielleicht wieder Entscheidungsspielräume“, sagte die Baubeigeordnete. Lediglich mit der Instandsetzung des Uferweges vom Wasserwerk bis zur Halbinsel Hermannswerder könnte es vorher noch etwas werden.
Aber nicht nur des Geldes wegen bleibt diese Gegend bis etwa ins Jahr 2012 wie „eingefroren“, wie Goetzmann sagte. Erst bis dahin soll die Wasserschutzrichtlinie des Landes geändert werden, die das Umfeld des Wasserwerkes bis dato noch vor Veränderungen schützt. Auf eine Novelle der Richtlinie wartet die Stadt auch deshalb, weil sie sich zum Bau eines durchgehenden Radweges von der Speicherstadt bis nach Hermannswerder bis zum Jahr 2015 verpflichtet hat. Die Überlegung, dass der auf Antrag der SPD-Fraktion erstellte Maßnahmeplan inklusive kommender Baurechte an der Templiner Stadt ein „Bonbon“ für das Land darstellen könnte, die Veränderung des Wasserschutzrechtes zu beschleunigen, wies Goetzmann als unzutreffend zurück.
Dass in dem Bereich kurzfristig alles bleibt wie es ist, wird die Bewohner der Siedlung „An der Vorderkappe“ freuen. Die Siedlung wurde in den 1920-er Jahren auf der Fläche einer geschlossenen Müllkippe gegründet. Es entstanden flache Holzhäuser für arme Leute. Steinhäuser waren nicht möglich, die vier bis sieben Meter dicke weitgehend aus Asche bestehende Müllschicht war als Baugrund nicht stabil genug. Daran hat sich bis heute nichts geändert, eine Neubebauung des Areals der städtischen Pro Potsdam GmbH ist wegen des instabilen Grundes nicht möglich. So soll die Fläche „An der Vorderkappe“ dem Maßnahmeplan zufolge einmal dem Uferpark zugeschlagen werden. Die einfachen Holzhäuser würden laut Presse-Text der Stadt „inzwischen kaum noch genutzt“. „Zwei bis drei Einheiten“ seien laut Goetzmann und Elke von Kuick-Frenz noch bewohnt. Dagegen zählte eine Anwohnerin den PNN gestern vor Ort die Namen von elf Familien auf, die noch in dem Viertel leben.
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