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Landeshauptstadt: „Visionen“ haben trotz Multipler Sklerose

Theaterstück über kranke Heldin im Treffpunkt

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Innenstadt - Sie ist unheilbar krank und hat trotzdem „Visionen“. Die junge Frau, die Heldin des Theaterstücks „Visionen“ ist, leidet an Multipler Sklerose (MS). Im Treffpunkt Freizeit am Neuen Garten zeigen am Sonntag, dem 29. Januar, die Studenten der Schauspielschule Berlin-Charlottenburg die Geschichte der Frau, die trotz ihres Leidens Konfliktsituationen meistert und den Weg zur erfolgreichen Rechtsanwältin geht.

Autor Gerd Fahrenkrug hat im Vorfeld MS-Selbsthilfegruppen aufgesucht und mit Betroffenen gesprochen, um das schwierige Thema lebensnah darstellen zu können. Die Schauspieler und Regisseur Prof. Valentin Platareanu wurden bei den Proben unter anderem durch Marianne Seibert beraten, die Vorsitzende des Landesverbandes Brandenburg der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). Seibert ist selbst SM-krank und an den Rollstuhl gebunden. Die Muskelkrankheit kann zu Sprach- und Sehschwierigkeiten, Lähmungen, Sensibilitäts- und Koordinationsstörungen führen. Landesgeschäftsführerin der DMSG, Regine Priller, hofft zudem, dass durch die Aufführung von „Visionen“ das Verständnis für die etwa 4000 betroffenen Brandenburger gefördert wird. Außerdem soll sie MS-Patienten Mut machen, sich nicht ins Schneckenhaus zurückzuziehen, sondern in die Gesellschaft einzubringen.

Diese Hoffnungen sei keinesfalls nur „Visionen“. Fahrenkrugs erstes Stück zu dieser Thematik hieß „Der Schub“. Tausenden Zuschauer hatten sich das Werk in insgesamt 17 Vorstellungen angesehen. Aufgeführt wurde es damals auch in Potsdam. Während der Vorstellung im Schlosstheater des Neuen Palais saß auch politische Prominenz im Publikum. Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck übernahm nach dem Theaterbesuch die Schirmherrschaft über die brandenburgische MS-Gesellschaft. Sponsoring und Hilfe verstärkten sich. Zu einem wichtigen Partner und Förderer wurde die von Heinrich XI. Prinz Reuß geleitete Potsdamer Johanniter-Hilfsgemeinschaft, die die Theateraufführung am Sonntag veranstaltet.

Solche positiven Wirkungen wünscht sich der Autor auch für „Visionen“. Gerd Fahrenkrug war bis zu seiner Pensionierung leitender Angestellter einer Versicherung und hatte für Veranstaltungen bereits damals Szenen und Sketche geschrieben. Auf einem Empfang wurde er von Marianne Seibert angesprochen, ob für ihn nicht auch MS zum Thema werden könnte. „Nach anfänglichem Zögern“ sei Fahrenkrug auf die Bitte eingegangen. Inzwischen ist er, obwohl nicht MS-krank, Seiberts Stellvertreter bei der DMSG.

Laut Regine Priller stellen die Theateraufführungen eine ungewöhnliche, wertvolle Seite der Öffentlichkeitsarbeit und Beratung dar, die in den landesweit 36 Selbsthilfegruppen geleistet wird – auch in den vier Potsdamer Gruppen. Dazu zählen Aufklärung über den neuesten Stand von Diagnostik und Therapie, Rehabilitationsmethoden oder Themen zum Rentenrecht. Im Vordergrund stehe aber auch der Abbau von Ängsten. Unter dem Motto „Betroffene helfen Betroffenen“ werden dafür MS-Erkrankte als Berater ausgebildet. Und in Fahrenkrugs Stück werden auch aktuelle Probleme nicht ausgespart: zum Beispiel bei der Verordnung von Medikamenten und Hilfsmitteln. Erhart Hohenstein

„Visionen“ wird am 29. Januar 2006, um 16 Uhr im Treffpunkt Freizeit aufgeführt. Die Karten kosten 10 Euro.

Erhart Hohenstein

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