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Landeshauptstadt: Voehse hört als Fanbetreuer auf

Sozialprojekt der Diakonie mit neuer Besetzung

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Gregor Voehse fällt der Abschied nicht leicht. Das ist dem Sozialarbeiter anzumerken, wenn er über das Ende seiner Arbeit als Fanbetreuer des SV Babelsberg 03 spricht. „So schwer es fällt, ist es nun Zeit für einen Generationswechsel“, hat Voehse gestern gesagt. Nachfolger stehen schon bereit.

Die Nachricht ist eine Zäsur für Potsdams Fußballszene. Sieben Jahre lang hat Voehse täglich mit jungen Fußballfans geredet, sie zu Spielen begleitet, war ihr Ansprechpartner bei Problemen zu Hause oder mit der Polizei, als bekannter Streetworker in jeder Ecke der Stadt zu finden. 2007 erhielt sein Projekt den Ehrenpreis für politischen Mut und Aufrichtigkeit der Stadt Esslingen am Neckar – ein Triumph für den oft polarisierenden Mann. Seine von ihm initiierte Aktion „Fußballfans beobachten Polizei“ stieß bei den Sicherheitsbehörden auf viel Kritik.

Wer Voehse in all diesen Jahren erlebt hat, weiß um das Engagement, dass der nun 47-Jährige in seinen Job gesteckt hat. „Ich merke allerdings, dass ich nach der ganzen Zeit nicht mehr so der Impulsgeber für Jugendliche sein kann.“ 20 statt 40 Stunden wird Voehse künftig noch bei den „Wildwuchs“-Streetworkern der Diakonie arbeiten. Mehr Zeit dürfte er so für seinen Nebenjob als Referent für politische Bildung bekommen. Voehse sagt: „Ich bin immer schon nicht nur auf Sozialarbeit reduzierbar.“

Die Fußstapfen für die beiden neuen Fanbetreuer sind also groß. Ab April übernehmen Barbara Paech und Felix Kruse die Verantwortung für das Sozialprojekt und den zugehörigen Fanladen in der Karl-Gruhl-Straße. 50 Stunden pro Woche sollen die beiden Sozialpädagogen dort arbeiten, das sind zehn Stunden mehr als bisher. Das Geld dafür kommt direkt vom Diakonischen Werk. „Wir reden gerade mit dem Jugendamt über einen Zuschuss“, sagt Diakonie-Chef Marcel Kankarowitsch.

Die zusätzliche Zeit für die junge Klientel soll zunächst die einzige Änderung bleiben, die Arbeit im Fanprojekt mit gleichem Konzept fortgeführt werden. „Wir möchten weiter das zivilgesellschaftliche Engagement der Fans unterstützen und ihren kritischen Geist erhalten“, sagt Kruse, der ursprünglich aus Kiel kommt. Als ehemaliger Praktikant von Voehse weiß der 31-Jährige bereits, was auf ihn zukommt. Und er ist Fußballfan, der mit Babelsberg 03 eng verbundene FC St. Pauli sein Lieblingsverein.

Anders ist das bei Barbara Paech. Die 28-Jährige stammt aus Thüringen, lebt aber schon seit anderthalb Jahren in Potsdam. In der Landeshauptstadt bekannt ist sie bereits durch ihren Posten als stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes der Linken. Seit ihrer Jugend engagiert sie sich in der Politik. Mit Fußball hatte sie dagegen bisher „keine Verbindung“, gesteht sie freimütig ein – was sich wohl ändern wird. Fünf Spiele des SV-Babelsberg hat sie bereits besucht. „In der Atmosphäre habe ich dann aber schon mitgefiebert.“ Henri Kramer

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