
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Vogelschwarm im Justizzentrum
Elf Wettbewerbsarbeiten für Kunst am Bau im Verfassungsgericht ausgestellt
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Jägervorstadt - Ein Schwarm von über fünfhundert Kranichen soll künftig das Treppenhaus des neuen Justizzentrums in der Jägerallee beleben. Es handelt sich um spiegelnde Silhouetten der fliegenden Vögel, die der Berliner Roland Fuhrmann entworfen hat. Wie berichtet, hat der 1966 in Dresden geborene Künstler einen Wettbewerb gewonnen, den der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) ausgelobt hatte.
Mit seinen Kranichen schoss Fuhrmann gleichsam den Vogel unter den elf eingereichten Arbeiten ab. Alle Entwürfe sind zurzeit in einem Raum des brandenburgischen Verfassungsgerichts, in der großen Remise auf dem Hof des Justizzentrums, ausgestellt. Wie Mathias Radowski vom BLB auf Anfrage mitteilte, werden die Kraniche im Frühjahr mittels Hubsteiger und Gerüst an Ort und Stelle angebracht. Es sind Objekte unterschiedlicher Größe mit einer Spannweite zwischen vierzig Zentimetern und einem Meter.
Wie Radowski sagt, befinden sich die Objekte derzeit „in der Produktion“. Es handelt es sich um Edelstahl-Silhoutten, deren Unterseiten spiegelblank sind. In den Spiegeln erkennen sich die Besucher des Hauses selbst und die starr hängenden Kraniche scheinen sich durch die hundertfachen Spiegelungen zu bewegen. Zwei bereits fertige Teile sind in der Ausstellung zu sehen. Einen Millimeter dicke Edelstahlseile werden die Vogelattrappen an der Decke halten und in neun Ebenen schweben lassen. Bei der Herstellung der an Laubsägearbeiten erinnernden Teile kommt moderne Technik zum Zuge: Die Kraniche werden per Laserstrahl ausgeschnitten.
Friedrich Schillers Ballade von den Kranichen des Ibykus inspirierte den Künstler zu seiner Arbeit. „Der Zug der Kraniche – bei Schiller die Allegorie einer übergeordneten Moral, ein Appell an das eigene Gewissen und gewaltloser Vollstrecker der Gerechtigkeit – ist ein identitätsstiftendes Symbol für das Justizzentrum Potsdam“, heißt es in der Erklärung zum Konzept des Kunstwerkes. Wer diesen hohen Anspruch nachvollziehen will, kann die Ballade aus dem Jahre 1797 an Ort und Stelle nachlesen. Ihr Text wird mit matten Buchstaben direkt auf die acht Meter hohe linke Wand geklebt. Der Ankündigung zufolge solle sie trotz dieser Ausmaße gut lesbar sein.
Insgesamt standen laut Radowski für das Wettbewerbsverfahren 100 000 Euro zur Verfügung. Die technische Umsetzung dürfte noch zu Buche schlagen. Laut Wettbewerbseinreicher entstehen keine Folgekosten, wegen der spiegelnden Unterseite nicht einmal für die Reinigung.
Günter Schenke
Günter Schenke
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