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Landeshauptstadt: Volkspolizist ohne Überzeugung Helmut-Just-Straße soll nicht umbenannt werden

Groß Glienicke - Gegen die Umbenennung der Helmut-Just-Straße hat sich der Ortsbeirat von Groß Glienicke auf seiner jüngsten Sitzung ausgesprochen. Die Ortsvertreter stimmten damit mehrheitlich gegen einen Antrag der bündnisgrünen Stadtfraktion, in dem die Umbenennung der Straße gefordert wurde.

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Groß Glienicke - Gegen die Umbenennung der Helmut-Just-Straße hat sich der Ortsbeirat von Groß Glienicke auf seiner jüngsten Sitzung ausgesprochen. Die Ortsvertreter stimmten damit mehrheitlich gegen einen Antrag der bündnisgrünen Stadtfraktion, in dem die Umbenennung der Straße gefordert wurde. Ortsvorsteher Franz Blaser (SPD) sagte, für eine Umbenennung bestehe keine Notwendigkeit. Das tragische Schicksal von Helmut Just, der 1952 in der Nähe der Berliner Sektorengrenze erschossen wurde, sei zwar von der DDR-Propaganda missbraucht worden. Dies rechtfertige jedoch keine Straßenumbenennung, so Blaser. Auch hätten sich heutige Anwohner der Straße, mit denen er gesprochen habe, nicht für eine Umbenennung ausgesprochen, teilweise seien sie sogar explizit dagegen gewesen. Bei der schriftlichen Befragung aller betroffenen Straßenanlieger habe ebenfalls niemand zustimmend reagiert.

Ortsbeiratsmitglied Winfried Sträter (Groß Glienicker Forum) erklärte, Helmut Just sei nach dem jetzigen Forschungsstand kein Täter gewesen. Just habe nicht, wie zunächst angenommen, der paramilitärischen Kasernierten Volkspolizei (KVP), einem Vorläufer der DDR-Volksarmee, angehört, sondern sei Mitglied der Ost-Berliner Volkspolizei gewesen. In dieser Funktion habe er Kontrolldienste an der Grenze zwischen dem sowjetischen und dem französischen Sektor durchgeführt. Forschungen hätten ergeben, dass Just seinen Grenzdienst ohne Überzeugung und Engagement ausübte. Nach seinem gewaltsamen Tod sei um Just zwar ein regelrechter Kult getrieben worden. Das rechtfertige aber nun keineswegs eine Umbenennung der Straße, denn dies wäre letztlich nur „Kalter Krieg unter umgekehrten Vorzeichen“, so Sträter.

Für die Bündnisgrünen hingegen spricht gerade der DDR-Kult um Just dafür, die Straße umzubenennen. Ein solcher Schritt würde „mit dem propagandistischen Missbrauch der tragischen Geschichte“ Justs ein Ende machen, heißt es in der Begründung zum Umbenennungsantrag. Diese Auffassung vertrat am Dienstagabend auch Ortsbeiratsmitglied Andreas Menzel (Bündnisgrüne). Er hatte vor einiger Zeit sogar davon gesprochen, Just sei Täter und Opfer zugleich, aber „eher ein Täter“ gewesen. Später hatte Menzel dies als missverständlich bezeichnet und klargestellt, dass aus seiner Sicht jeder getötete Mensch „in erster Linie ein Opfer“ sei. Das Votum des Ortsbeirats hat nur empfehlenden Charakter. Entscheiden müssen die Stadtverordneten. HC

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