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Landeshauptstadt: Volle Energie, halbe Kosten

Der Babelsberger Autohauschef Andreas Bohl hat in seinem Betrieb den Schalter umgelegt. Jetzt verkauft er nicht nur Neu- und Gebrauchtfahrzeuge, sondern auch überschüssigen Strom

Von Matthias Matern

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Babelsberg – Während andere noch über die Energiewende diskutieren, hat Andreas Bohl Fakten geschaffen: Knapp eine halbe Million Euro hat der Chef des Autohauses Babelsberg in sein Unternehmen investiert und mit Sonnenstrom seine Energiekosten um rund die Hälfte gesenkt – so hofft er zumindest. Ob die Rechnung aufgeht, wird sich spätestens Ende 2015 zeigen, wenn er unter die Bilanz des ersten Jahres als Ökostrom-Produzent einen Strich ziehen kann.

Die seitenlangen Berechnungen der Firma MTS-Mega Top Solar aus Potsdam, die für Bohl sowohl die Photovoltaikanlage auf dem Dach als auch die Umstellung der Beleuchtung auf LED geplant hat, stimmen den Autohauschef optimistisch. „Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man sein eigenes kleines Kraftwerk auf dem Dach hat“, sagt Bohl.

In Betrieb ist die Photovoltaikanlage seit Anfang Herbst. Insgesamt 523 Module hat Bohl auf das Dach seiner VW-Vertretung schrauben lassen. 65 Prozent des erzeugten Stroms braucht er für den Eigenbedarf, den Rest speist er ins öffentliche Netz ein. Trotz der in der Vergangenheit geschrumpften Einspeisevergütung bekommt Bohl jetzt am Ende sogar noch etwas heraus. „Die Produktionskosten pro Kilowattstunden liegen bei etwa sieben Cent. Würde ich den Strom wie früher von außen beziehen, müsste ich gut 20 Cent bezahlen“, sagt der Babelsberger Unternehmer.

Das Geld für die Photovoltaikanlage hat Bohl laut Berechnungen der MTS nach rund neun Jahren eingespielt. Die Kosten für die Umrüstung auf lichtemittierende Dioden, kurz LED, schon wesentlich schneller, zumal die Anschaffung mit 30 Prozent staatlich gefördert wurde.

„Die Einsparungen sind gewaltig“, meint der Firmenchef und zeigt an die Decke seines Büros. „Früher hatte ich hier mindestens 20 Spots. Jetzt reichen wenige LED-Lampen.“ Natürlich hat Bohl auch in allen anderen Bereichen die Beleuchtung auswechseln lassen: In den Werkstätten, den Vorführungsräumen und in den Büros der Verwaltung. Bis zu 80 Prozent der Stromkosten ließen sich so einsparen. Zudem sei die Lebensdauer der LEDs um ein Fünffaches höher als die herkömmlicher Lampen.

Als dritten Baustein hat Bohl die 17 Jahre alte Ölheizung rausgeschmissen und sich an das Fernwärmenetz anschließen lassen – eine weitere Ersparnis um 20 Prozent bei den Heizkosten. Dazu kommen noch zahlreiche andere Maßnahmen, die Bohl schon vor längerer Zeit eingeführt hat: Bewegungsmelder oder eine verbesserte Wärmedämmung etwa. Das Dach seiner Audi-Werkstatt hat er aufreißen und mit Fenstern ausstatten lassen. Jetzt flutet zumindest tagsüber natürliches Licht in die Halle.

Zwar ist dem Autohauschef auch die ökologische Seite wichtig, doch vor allem waren es wirtschaftliche Beweggründe, die ihn veranlasst haben, so viel Geld in die Hand zu nehmen. „Allein die Stromkosten haben sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt“, berichtet Bohl. Vor allem die großen Kompressoren, mit deren Druckluft unter anderem auch viele Werkzeuge angetrieben werden, seien echte Stromfresser. „Wenn sich dann so eine Investition betriebswirtschaftlich nicht rechnet, fällt einem die Entscheidung schon viel schwerer“, räumt er ein.

Gegründet hat Andreas Bohl das Autohaus Babelsberg gleich nach dem Fall der Mauer. 1985 hatte er bei der dortigen Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) angefangen, als Kundendienstleiter gearbeitet und später den Betrieb umgewandelt. Heute beschäftigt er rund 140 Mitarbeiter und verkauft nach eigenen Angaben rund 2500 Neu- und Gebrauchtwagen pro Jahr – Tendenz steigend. 2009 seien es noch etwa 2000 Stück gewesen, sagt Bohl.

Schon vor rund sechs Jahren hatte der Autohauschef einen ersten Anlauf gemacht und sich Angebote für eine Photovoltaikanlage eingeholt. „Damals hatte meine Bank nicht mitgespielt“, erinnert er sich. Jetzt hat er die Maßnahmen für seine Energiewende mit Eigenkapital finanziert. „Die Firma MTS ist ein Kunde von uns. Als sie Anfang des Jahres bei uns wieder Firmenwagen kauften, sind wir ins Gespräch gekommen.“

Vor allem die Beleuchtung des VW- und Audi-Autohauses war für das Potsdamer Energieunternehmen eine Herausforderung. „Gerade bei solchen Lichtkonzepten, wie sie in der Automobilbranche als wesentliches Verkaufsraumelement eingesetzt werden, darf man keinen Unterschied in der Wahrnehmung zu vorher feststellen“, bestätigt Roland Maciejewski, Kaufmännischer Leiter bei MTS.

Bohls Mitarbeiter nehmen aber einen Unterschied wahr – wie seine Sekretärin Anke Brendel. Sie findet das neue LED-Licht viel besser als die alten Neonleuchten. „Gleichmäßiger, mehr wie echtes Tageslicht.“

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