Sport: Volles Programm in Brasilien
Matthias Schmidt startet bei Behinderten-WM
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Wenn vom 31. Juli bis 8. August in der brasilianischen Metropole Sao Paulo die Welt-Titelkämpfe für Sehbehinderte und Blinde stattfinden, geht auch ein Potsdamer Athlet an den Start. Für Matthias Schmidt vom SCP sind es die nunmehr zweiten Leichtathletik-Weltmeisterschaften – gestern machte er sich gemeinsam mit seinem Trainer Andreas Kühnel und seinem 18-jährigen Vereinsgefährten Tom Thyrolf auf den Weg über den „großen Teich“. Mit Thyrolf ist er bei den Läufen mit einem kurzen Gummiband verbunden, was das Laufen erleichtert.
Bei den WM hat Schmidt ein umfangreiches Programm zu absolvieren. Er wurde vom Verband für die 100 m, 200 m, 400 m sowie 4mal 100 m nominiert. Möglicherweise kommt noch ein Einsatz in der 4mal-400-m-Staffel hinzu. „Hauptaugenmerk werden für mich aber die 400 m sein, da will ich in den Endlauf“, sagt Schmidt. „Über die beiden anderen Strecken sollte bei der äußerst starken Konkurrenz das B-Finale möglich sein.“ Seine bisherigen Bestleistungen von 12,01 bzw. 24,48 Sekunden müssten eine gute Grundlage für dieses Unterfangen sein. Optimistisch gibt sich der sehbehinderte Potsdamer auch im Hinblick auf die Sprintstaffel. „Da wollen wir mindestens die Bronzemedaille erlaufen“, so der 28-Jährige. „Silber ist allerdings auch vorstellbar, denn uns trennen ganz vorn nur ein bis zwei Zehntel.“ Auf der Stadionrunde, so schätzt sein Coach ein, habe er jedoch sein größtes Potenzial und den sichtbarsten Leistungszuwachs.
Matthias Schmidt, einst international erfolgreicher Goalballspieler, wechselte vor drei Jahren die Sportart, wurde Sprinter und steigerte sich seitdem stetig. Im vergangenen Jahr wurde er Deutscher Meister über 200 m und gewann WM- Bronze über 4mal 100 m in den Niederlanden. Erst vor einer Woche verteidigte er diesen Titel und lief auf seiner 400 -m-Paradestrecke in 54,34 Sekunden neuen Deutschen Rekord.
Nun steht der Sprinter vor einer neuen Herausforderung, die ihm in Brasilien aber auch versüßt wird. Bei den Weltmeisterschaften nämlich trifft der Student nach langem seine Verlobte Terezinha Guilhermina wieder. Die Brasilianerin ist von derselben Krankheit wie er befallen und wird in ihrem Land als großer Star gefeiert. Sie erkämpfte sich als schnellste blinde Läuferin Brasiliens mehrere Medaillen bei den Paralympics und Weltmeisterschaften und wurde im vergangenen Jahr von ihren Landsleuten als „Beste Sportlerin“ geehrt. „Auf unsere Wiedersehen“, bekennt Matthias Schmidt, „freue ich mich schon riesig.“ G. P./ H. M.
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