
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Vom Alltag auf vier Kontinenten
Eine Ausstellung im Bürgerhaus am Schlaatz zeigt Entwicklungsländer aus der Sicht von Jugendlichen
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Seit Jahren lebt sie ohne Eltern, erzählt Jezielle. Der Vater ließ die Familie früh sitzen, ihre Mutter arbeitet in Singapur, um das Geld für sie und ihre drei Geschwister zu verdienen. Derzeit ist die 17-jährige Philippinerin in Potsdam – es ist ihr erster Aufenthalt im Ausland überhaupt. Anlass für die Reise aus Puerto Princessa ist ein Bildungsprojekt mit dem sperrigen Titel Brandenburger entwicklungspolitische Bildungs- und Informationstage (Brebit). Die Veranstaltung, die bereits zum achten Mal stattfindet, wurde gestern mit einer Ausstellung im Bürgerhaus am Schlaatz eröffnet.
Und darin kann man mehr über den Alltag von Jezielle und 42 anderen Jugendlichen aus Bolivien, Tansania oder Deutschland erfahren. Für die Schau mit dem Titel „Stadt, Land, Geld“ wurden sie im Vorfeld zu ihren Lebensumständen befragt. Die Ergebnisse, ein Überblick über das Leben auf vier Kontinenten, sind in der Ausstellung zusammengefasst. Sie ist noch bis Ende der Woche im Bürgerhaus zu sehen. Anschließend kann sie von Schulen ausgeliehen werden.
Jezielle wohnte im Rahmen der Brebit eine Woche lang bei einer Brandenburger Gastfamilie und hielt auch einen Vortrag an einer Schule. Dabei entdeckte sie mit ihren Altersgenossen mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes, wie sie erzählt.
Interviewt wurden die Jugendlichen von Mitarbeitern verschiedener Nichtregierungsorganisationen, die die Brebit organisieren. Themen waren Einkommen, Ernährung, Gesundheit und Bildung. Alle bekamen die gleichen Fragen, so dass die Antworten gut vergleichbar dargestellt sind. Und manche Probleme ähneln sich trotz der verschiedenen Herkunftsländer tatsächlich. So wird in jedem Land über verstopfte Straßen geklagt. Aber es gibt auch über jedes Land etwas zu lernen: Auf den Philippinen wachsen viele Kinder ohne Eltern auf, weil sie wie Jezielles Mutter in den reicheren Nachbarländern arbeiten. Manuel aus Bolivien geht nachts arbeiten, um tagsüber die Schule bezahlen zu können.
Auch für die deutschen Gastgeber eine lehrreiche Erfahrung, wie die Schülerinnen Isabelle Heinrich und Isabell Siewert aus Zossen sagten. Für sie war es etwas Besonderes, einen Gast aus einem fernen Land zu haben. „Außerdem konnten wir unser Englisch mal anwenden.“
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