Von Jana Haase: „Vom Glück nur ein Schatten“
Nach Jahren des Schweigens entdeckte Uwe-Karsten Heye die bewegende Geschichte seiner Eltern: Jetzt wird sein Buch verfilmt
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Es ist ein Stoff, wie ihn nur das Leben schreiben kann – so ungewöhnlich, tragisch und geradezu unwahrscheinlich ist die Liebesgeschichte von Ursula und Wolfgang Heye. Nur die kurze Zeit von vier glücklichen Jahren bleibt dem jungen Paar, er ist angehender Opernsänger, sie spielt Klavier, bevor sich ihre Wege während des Zweiten Weltkriegs scheinbar für immer trennen: Wolfgang wird zur Armee eingezogen, Ursula flüchtet mit den beiden gemeinsamen Kindern aus Danzig in Richtung Westen.
Nach dem Krieg findet Wolfgang auf der Suche nach seiner Familie den Namen seiner Frau auf der Passagierliste des von russischen Torpedos versenkten Flüchtlingsschiffes „Wilhelm Gustloff“. Dass Ursula sich kurzfristig für die Flucht über den Landweg entschieden hatte und so überlebte, erfährt er erst mehr als zwanzig Jahre später, als auch Ursula die Hoffnung auf ein Wiedersehen längst begraben hat. Denn Wolfgang, der von der Wehrmacht desertiert und zur Strafe an die Ostfront versetzt worden war, gilt als „vermisst“ – faktisch kommt das einer Todesmeldung gleich. Erst 1963 begegnen sich die beiden zufällig wieder. Für ein glückliches Ende kommt das Wiedersehen jedoch zu spät. Das Paar findet nicht mehr zueinander, ihnen bleibt „Vom Glück nur ein Schatten“.
So lautet der Titel des 2004 erschienenen Buches von Uwe-Karsten Heye. Die Kritik nahm das sehr persönliche Werk des ehemaligen Redenschreibers von Willy Brandt, Regierungssprechers unter Kanzler Schröder und Generalkonsuls in New York damals erstaunt auf. Denn eigentlich ist Heye „keiner, der sich gern hinter die elegante Fassade schauen lässt“, wie Werner A. Perger in der Wochenzeitung „Die Zeit“ feststellte. In seinem Buch berichtet der Wahlpotsdamer jedoch freimütig vom langen Weg der Annäherung an die eigene Familiengeschichte. Jahrzehnte dauerte es, bis der zerstörte Lebenstraum der Eltern überhaupt zur Sprache kam.
Jetzt soll das Buch verfilmt werden. Regisseur Miguel Alexandre („Die Frau vom Checkpoint Charlie“) will den Stoff für einen ZDF-Zweiteiler aufarbeiten, die Hauptrolle von Heyes Mutter Ursula soll Maria Furtwängler („Die Flucht“) übernehmen.
„Für mich ist das eine ganz merkwürdige und durchaus auch befremdliche Situation“, sagt Uwe-Karsten Heye den PNN: „Schließlich haben viele der Personen in meinem Leben große Bedeutung .“
Von dem Plan für den Film habe er per Telefon erfahren: „Eines Tages wurde ich angerufen und bin gefragt worden, ob ich mit einer Verfilmung einverstanden bin“, erzählt der Wahlpotsdamer: „Da sagt man erstmal ja und wünscht viel Glück.“
Im Herbst nun sollen die Dreharbeiten beginnen, das Medienboard Berlin Brandenburg fördert die Teamworx-Produktion mit 133 000 Euro, der fertige Film wird möglicherweise im Frühjahr 2010 ausgestrahlt. Wer neben Furtwängler in den anderen Hauptrollen zu sehen sein wird, steht indes noch nicht fest, hieß es gestern von der Produktionsfirma.
Das Drehbuch von Thomas Kirchner („Das Wunder von Berlin“) hat Heye dagegen schon gelesen: „Mit dem ersten Teil bin ich sehr einverstanden, über den zweiten müssen wir noch reden“, sagt er diplomatisch. Dass sein Buch nicht eins zu eins auf den Bildschirm kommen wird, ist ihm klar. Und doch ist seiner Stimme eine gewisse Unruhe anzuhören, wenn er über das Projekt spricht. Nicht verwunderlich angesichts des Gedanken, die eigene Lebensgeschichte in fremden Händen zu sehen.
Beim Dreh selbst will Uwe-Karsten Heye nicht dabei sein: „Höchstens, wenn ich für historische Genauigkeiten dazugerufen werde“, sagt er: „Alles, was ich zum Gelingen des Films beitragen kann, werde ich natürlich tun.“ Die bewegende Geschichte seiner Eltern betrachtet der 68-Jährige mittlerweile auch mit Abstand: „Nichts ist so fantasievoll wie das eigene Leben.“
Uwe-Karsten Heye: Vom Glück nur ein Schatten. Eine deutsche Familiengeschichte. Karl Blessing Verlag: 2004. 192 Seiten. 18 Euro.
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