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Margot und Norbert Kroll feierten gestern Diamantene Hochzeit.

© Manfred Thomas

Von Hella Dittfeld: Vom Himmel gefallen

Margot und Norbert Kroll feierten gestern ihre Diamantene Hochzeit mit einem Dankgottesdienst

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Es war eigentlich kein schöner Anlass, der Margot und Norbert Kroll zusammenbrachte. Zweimal war der Pilot und Fluglehrer Kroll im zweiten Weltkrieg mit seiner Maschine abgestürzt, hatte überlebt, sich aber mehrere Knochenbrüche und einen schweren Wirbelsäulenschaden zugezogen. 1946 musste er zu einem abermaligen Aufenthalt ins St. Josefs-Krankenhaus und dort lernte er Margot kennen. Er habe zuerst nur den Blondschopf der Verwaltungsangestellten gesehen, erzählte er gestern bei der Diamantenen Hochzeit amüsiert. „Das könnte passen“, habe er gedacht. Und es hat gepasst, 60 Ehejahre lang.

„Unser gemeinsamer christlicher Glaube bildete die Grundlage für Liebe und Treue“, sagt Margot (83). Beide sind Katholiken und haben ihr Leben lang die Verbindung zur Kirche und ganz besonders zum St. Josefs-Krankenhaus gehalten. In der Kapelle des Krankenhauses wurde geheiratet und die Schwestern richteten sogar die Hochzeitsfeier aus. Das Hochzeitsmahl fiel 1949 sicher nicht üppig aus, war aber durch die Fürsorge der Schwestern ganz ansehnlich. In der Kapelle wurden auch die Silberne und Goldene Hochzeit der Krolls gefeiert und gestern gab es zur Diamantenen ebenfalls einen Dankgottesdienst in der Krankenhaus-Kapelle.

Der Mann, der Margot über einige Umwege sozusagen vom Himmel in die Arme fiel, schafft es auch mit 89 Jahren noch – trotz seiner Kriegsbehinderungen – sich in ein Segelflugzeug zu hieven und von Saarmund aus ein paar Kreise durch die Lüfte zu drehen. Nun allerdings mit einem anderen Piloten, für kurze Zeit darf er aber auch noch selbst den Steuerknüppel in die Hand nehmen. Auf die Frage, ob sie dann nicht Ängste ausstehe, sagt Ehefrau Margot lakonisch. „Ich habe großes Gottvertrauen.“ Als zweites Hobby nennt Norbert das Fotografieren und auch diesem frönt er noch. „Ich habe derweil genug im Haushalt zu tun“, wehrt Margot ab, als sie nach ihren Vorlieben gefragt wird. Sie habe aber früher viel gestrickt. „Für die ganze Familie.“

Denn zum Gottvertrauen kommt eine ganze Portion irdischen Stehvermögens und das wurde 1950 dringend gebraucht als die Beiden eine tiefe Talsohle durchwandern mussten. Norbert, der beim Meteorologischen Dienst arbeitete und nebenher noch studierte, wurde 1950 wegen politisch aufmüpfiger Äußerungen fristlos entlassen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als noch einmal ganz von vorn zu beginnen. Er machte eine Ausbildung als Zahntechniker und arbeitete bis zu seiner Rente für die Kieferorthopädie.

Es sei ihnen schon der Gedanke gekommen, nach dem Westen zu gehen, gesteht Margot Kroll. Doch wegen der Eltern habe man in Potsdam ausgeharrt. Der Zusammenhalt in der Großfamilie sei sehr stark, sagt sie und zählt auf, wer alles dazu gehört: drei Kinder,13 Enkel und sechs Urenkel. Von ihren Kindern sind die beiden Mädchen mit ihren Familien in Potsdam geblieben. Sie unterstützen nun die Eltern, die noch beide selbstständig in der eigenen Wohnung leben.

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