Landeshauptstadt: Vom Keller zum Sendehaus
BB Radio wird 20 Jahre. Media-Berater Peter Eckert ist von Anfang an dabei. Heute Abend wird das Jubiläum mit Prominenz gefeiert
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Satt schmunzelnd erhebt Benni kurz die rechte Hand. Zeige- und Mittelfinger bilden ein „V“. Doch hier soll kein Sieg verkündet werden, kein Victory-Zeichen eine Botschaft transportieren. Stattdessen der Hinweis an die Kollegen: Bitte wartet noch zwei Minuten. Dann wird wieder Musik gespielt oder ein Werbeblock gesendet, jetzt aber, in diesen zwei Minuten, sind Benni und Marlitt in ihrer gleichnamigen Show in BB Radio auf Sendung. Die Mikrofone an den beiden Moderatorenplätzen im Studio hinter der Glasscheibe sind offen. Und damit das auch jeder mitbekommt, leuchtet draußen neben der Tür in roten Lettern: „Mic live“. Jetzt also nicht ins Studio stürzen und lautstark irgendwelche Fragen stellen. Das könnte verdammt peinlich werden bei 159 000 Hörern, die BB Radio in der Durchschnittsstunde hat. Was Benni und Marlitt gerade in ihre Mikros sprechen, hört man draußen nicht. Jedenfalls ist es nichts Trauriges – so viel verrät das Mienenspiel der Radiomacher.
Ihr Sendestudio mit immerhin zwölf Monitoren wirkt noch ganz frisch. Erst in diesem Jahr wurde es eingeweiht. Zuvor residierte hier im Haus in der Wetzlarer Straße 44 das Babelsberger Filmgymnasium. Das Gebäude ist der nunmehr dritte Standort des Senders in seiner 20-jährigen Geschichte. Einer, der fast von Anfang an dabei war und bis heute zum Inventar des Senders gehört, ist der Media-Berater Peter Eckert.
Wie es dazu kam, daran kann sich der 58-Jährige heute nicht mehr so genau erinnern. Irgendwo hatte er damals, vor 20 Jahren, Werbung für den neuen Radiosender gesehen, erzählt er. Er erfuhr, dass der Sender einen Verkäufer für Werbezeiten im Radio suchte. Eckert bewarb sich, schließlich hatte er als Außendienstler für einen Telefonbuchverlag bereits Erfahrung im Verkauf gesammelt.
Doch gleich das Vorstellungsgespräch war für den Verkaufsprofi ernüchternd. Kein herkömmliches Funkhaus erwartete ihn, sondern eine ehemalige Kellerwohnung in einem Hinterhaus in der Babelsberger Friedrich-Engels-Straße. Hier hatte der damals noch ganz junge Sender seine Zelte aufgeschlagen. Im Hof stand eine Satellitenschüssel, erinnert sich Eckert. Keine Spur von Medienglamour. Es war eher eine Graswurzelperspektive, die ihn als neuen Mitarbeiter in den Kellerräumen erwartete.
Eckert ließ sich davon nicht abschrecken. Er begann, den Kontakt zu den ersten Werbekunden aufzunehmen. Das war im Februar 1994. Erst am Silvestertag 1993 um zwölf Uhr mittags war der Sender, für den er nun potenzielle Werbekunden begeistern sollte, auf Sendung gegangen. Etwa fünf Mitarbeiter seien es damals gewesen. Heute sind es nach Angaben des Senders circa 85 Menschen, die hinter Mikrofonen, an Schreibtischen – und nicht zuletzt als Media-Berater in den Büros der Werbekunden – dafür sorgen, dass das private BB Radio jeden Tag aufs Neue sein Programm senden kann, in Potsdam übrigens auf der UKW-Frequenz 107,5 MHz.
Für Eckert, der einst an der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler Klavier studierte und zu DDR-Zeiten Unterhaltungsmusik machte, war sein erster Arbeitsplatz im Sender indes wenig einladend. Schnell habe er feststellen müssen, „dass es da alles etwas schimmlig war“. Man habe dann versucht, den Schimmel zu bekämpfen. Aber Kellerwohnung blieb irgendwie Kellerwohnung. Ende der 1990er-Jahre zog der Sender in die Großbeerenstraße, ganz in der Nähe des heutigen Standorts.
Ein Glücksfall war Mitte der 1990er-Jahre die Verpflichtung von Jürgen Karney als Programmdirektor und Moderator. Der mit der Sendung „Bong“ im DDR-Fernsehen bekannt gewordene Moderator sorgte für eine gute Quote beim noch jungen BB Radio, wie sich Eckert erinnert: „Wir sind durch die Decke geschossen mit den Hörern.“
Mittlerweile hat Karney, der auch Morgenmoderator war, den Sender schon längst wieder verlassen. Das Morgenprogramm von Montag bis Freitag bestreiten stattdessen Benjamin „Benni“ Hantschke und Marlitt Hielscher. Für ihre Radioshow, die bereits um 5 Uhr in der Frühe beginnt, müssen sie mitten in der Nacht aufstehen. Zwischen halb drei und drei Uhr geht es für Marlitt aus den Federn. „Eine Zeit, an die man sich nicht unbedingt gewöhnt“, sagt sie. Da helfe ihr am besten ganz starker Espresso. „Damit geht’s“, sagt die junge Frau.
Das 20-jährige Bestehen von BB Radio ist für den Sender am heutigen Donnerstag Anlass, in der Metropolishalle auf dem Filmpark-Gelände in Babelsberg zu feiern. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, sein Amtsvorgänger Matthias Platzeck sowie Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (alle SPD) haben sich ebenso zur Feier angekündigt wie Sängerin Yvonne Catterfeld und Ex-Boxprofi Axel Schulz.
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