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Im Netz dieser Urspinne hätten sich sogar Katzen verfangen und wären leckere Beute des haarigen Räubers geworden. So steht es im Begleittext zur Evolutionsausstellung. Katzen gab es vor 400 Millionen Jahren allerdings noch nicht.

© A. Klaer

Von Hella Dittfeld: Vom Lilliput bis zum Riesen

Die Ausstellung „Evolution“ zeigt in den Bahnhofspassagen 400 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte

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Der zehnjährige Paul muss sich ein bisschen bücken, um dem Australopithecus afarensis ins Auge zu blicken. Der Urahn des Menschen, der vor ungefähr 3,5 Millionen Jahren gelebt hat, ist kleinwüchsig und trägt noch eine ganze Reihe von Merkmalen seiner äffischen Vorfahren. Beim frei erfundenen Yeti, den noch niemand wirklich gesehen hat, muss Paul dagegen den Kopf in den Nacken legen. Dieser Hominide wurde als Riese dargestellt. Verbürgt ist auf alle Fälle, dass der Mensch in seiner Entwicklung über knapp vier Millionen Jahre immer größer wurde. Das zeigen auch die Exponate, die bis zum 31. August in den Bahnhofspassagen zu bewundern sind.

20 originalgetreue Modelle wurden nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen von der Firma Wolter Design gestaltet, und nun kann der „Zeitreisende“ seine Geschichte im Geschwindmarsch durcheilen. Es geht sogar noch weiter zurück in die Geschichte der Erde, denn der Riesenskorpion, die Urspinne oder der zwei Meter lange Tausendfüßler sind noch um vieles älter als die Saurier. Ihr Erscheinen auf der Erde reicht 400 Millionen Jahre zurück. Die Saurier tauchen ebenfalls wieder auf, kleinere Flugsaurier schweben sogar unter der Decke. Es gibt aber auch ein paar Schritte in die Zukunft, in die Welt des Science Fiction. Der grüne Mann im Eingangsbereich Babelsberger Straße kommt allerdings nicht etwa vom Mars, er soll vielmehr zeigen, wie der Mensch vielleicht ausgesehen hätte, wenn er sich aus dem Stamm der Troodonsaurier entwickelt hätte.

Doch die Kinder an der Hand der Eltern oder Großeltern sind auch schon ohne die Gedankenspiele des Amerikaners Dale Russell, der den Dino-Menschen als Gedankenspiel ersonnen hat, bass erstaunt, wie sich die Vorfahren präsentieren, vom Lilliput-Urahnen über den Homo habilis, der bereits als geschickter Mensch bezeichnet wird, bis zum Neandertaler, der uns mit seinen 16 000 Jahren schon ziemlich nahekommt. Aber auch die Urzeittiere, die Riesenlibellen mit einer Flügelspannweite von 70 Zentimetern, die Riesenspinne mit einem Netz, in dem sogar Katzen hängenbleiben würden, oder der Seeskorpion haben es den Kindern angetan. Da nimmt die Fragerei kein Ende. Wie gut, dass es die Begleittafeln gibt. Die Firma Wolter Design aus Rehburg bei Hannover ist mit ihren Exponaten nicht zum ersten Mal in den Bahnhofspassagen. 2007 bescherte sie diesem Ort schon einen Aufmarsch der Dinosaurier. Auch damals legte sie Wert darauf, durch Funde abgesicherte Reproduktionen zu schaffen. Wenn sich neue Erkenntnisse ergäben, führten die zu Überarbeitungen, und immer würden alte Exponate aussortiert, wenn sie neuesten Forschungen nicht mehr entsprächen, erläuterte der Kurator der Ausstellung, Sven Neumüller, die Verfahrensweise. Die Wolter GmbH ist weltweit größter Hersteller prähistorischer Modelle. In den vergangenen Jahren wurden über 200 davon angefertigt.

Die Bahnhofspassagen erweisen sich wieder einmal als ein sehr lebendiges und überaus gut besuchtes „Museum“. Täglich eilen zirka 55 000 Bahnnutzer und Einkaufende durch das Center, und so mancher bleibt stehen, um seinen Vorfahren Aufmerksamkeit zu zollen.

Für die Kinder hat sich das Center-Management noch etwas Besonderes ausgedacht. Sie können jeweils am Freitag und Samstag zwischen 10 und 18 Uhr eine Riesenlibelle basteln. Die darf dann mit nach Hause genommen werden und findet am besten einen Platz im Garten. Kinder- Gruppen können sich in der Woche außerdem zu Führungen anmelden oder zum Hantieren mit historischen Waffen, vom Faustkeil bis zum Bogen. Es ist aber auch möglich, zu malen wie die Vorfahren und so eine „Höhle“ auszustaffieren. Die Motive sind bereits als Umrisse vorgegeben.

Gruppenanmeldungen unter Telefon (0331 ) 233 79-11

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