Landeshauptstadt: Vom „Notfall“ zum Filmstar
Die Filmtiershow im Filmpark Babelsberg wird zehn: Jüngster Star im Hause Harsch ist das Leopardenbaby Indra
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Dieter Bohlen ist Schuld. Ohne ihn gäbe es dieses Leopardenbaby mit den stahlblauen Augen nicht. Zumindest nicht hier im Filmpark Babelsberg. Irgendwann einmal soll der jetzt sechs Wochen alte Raubkater auf den Namen „Indra“ hören – momentan allerdings hat er noch seinen eigenen Kopf und sieht in Menschen offenbar eine Art besonders interessanter Kletterbäume. „Nicht doch, Indra“, sagt Gerd Harsch und nimmt das Tier vom Knie der Reporterin. „Raubkatzen“, erklärt er, „sind unsere Spezialität.“ Die Filmtierschule, die Gerd Harsch zusammen mit seiner Frau Astrid betreibt, wird in diesem Jahr zwanzig Jahre alt. Ein zweites Jubiläum feiern die Harschs heute im Filmpark: Denn hier präsentieren sie seit zehn Jahren ihre tierischen Filmstars täglich in der Filmtiershow.
Bis zu 30 Tiere sind täglich in Potsdam zu sehen. Insgesamt leben auf dem Gelände der Filmtierschule in Sieversdorf allerdings etwa 200 Tiere: Von Katzen und Hunden über Tauben, Greifvögel und Paviane bis hin zu Pfeilgiftfröschen. Sie spielten im „Tatort“ mit oder beim „Forsthaus Falkenau“, bei „Tierarzt Dr. Engel“ und aktuell bei „Tierärztin Dr. Mertens“, aber auch in internationalen Produktionen wie „Asterix“ oder dem Disney-Film „Der Prinz und der Prügelknabe“. Auch der Hauptdarsteller im Kinderfilm „Vier Freunde auf vier Füßen“ kommt aus dem Hause Harsch: Die weiße Bolognesermix-Hündin Alice. Sie war sogar schon mit dem „Traumschiff“ in Brasilien, erzählt Gerd Harsch. In mehr als 600 Produktionen haben seine tierischen Schützlinge bereits mitgewirkt, schätzt er.
Besonders stolz sind die Harschs auf ihre Raubkatzen. „Ich habe 16 Löwen groß gezogen“, sagt Gerd Harsch. Dazu Tiger, Jaguare, Luchse, „alles Mögliche“. Die Raubtiere seien international gefragt: So trat die Löwin Borani beispielsweise in Paris auf. Eine richtige Rarität ist die schwarze Pantherdame Ronja. Denn in ganz Europa, erklärt Harsch, gebe es nur zwei zahme schwarze Panther.
Dabei handelt es sich bei den Raubkatzen meist um „Notfälle aus Tierparks“, erklärt Harsch. So wie bei Indra: Der Leopard wurde im Tierpark Gütersloh geboren, von seiner Mutter aber nicht angenommen, berichtet Harsch. In der Filmtierschule wird er nun nicht nur von den Harschs und ihren fünf Mitarbeitern versorgt. „Wir haben zwölf Hunde, die mit den Kleinen spielen“, erklärt Harsch: „Die kümmern sich ganz toll.“
Nach etwa neun Monaten sei klar, ob die Tiere das Zeug zum Filmstar haben. Wichtigste Voraussetzung dafür: Sie müssen ohne Angst „in jede Umgebung mit hineingehen“, erklärt Harsch. Deshalb nimmt er die Tiere von klein auf in Studios mit. Indra soll im Sommer zum ersten Mal in einer Tierarztserie vor der Kamera stehen. Die nötige Unbefangenheit sei jedoch gerade bei Katzen selten. „Wenn sich die Tiere nicht eignen, kommen sie wieder in Tierparks“, so Harsch.
Aber was hat das alles nun mit Dieter Bohlen zu tun? Der suchte Ende der 80er Jahre eine zahme Vogelspinne für einen Videodreh mit dem Pop-Projekt „Blue System“, erklärt Gerd Harsch, der damals noch ein einfaches Zoofachgeschäft in München betrieb. Die Spinne war kein Problem. Allerdings habe keiner der 200 verpflichteten Statisten das Tier anfassen wollen. „Da musste ich es selbst machen“, so Harsch. Vor dem Auftritt sei er als Zombie geschminkt worden. „Am Ende bekam ich dafür als Statist eine geringere Gage als die Vogelspinne“, erinnert er sich und lacht. Der Anfang für den Einstieg ins Filmgeschäft war gemacht. Der Rest ist Geschichte.
Bei der Jubiläumsshow am heutigen Samstag um 12 Uhr im Filmpark werden Alice und Indra, Pavian Jeany und Tigerbaby Amba zu sehen sein. Außerdem eröffnet eine Ausstellung mit 90 Bildern aus Filmproduktionen mit den Tieren.
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