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Homepage: Vom Satellit zum Trecker

Dreschflegel und Sense sind ?berholt, aber die moderne Agrartechnik hat noch ?Kinderkrankheiten?. Das Institut f?r Agrartechnik in Bornim (ATB) versucht diese durch seine Forschungsarbeit zu kurieren

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Was n?tzt die beste Technik der Welt, wenn das Wetter nicht mitspielt? Als die Erntemaschinen vor einigen Tagen begonnen haben, ihre Bahnen durch Brandenburgs Getreidefelder zu ziehen, haben nicht nur die Landwirte auf ?ppige Ertr?ge gehofft. Reichlich Weizen und Gerste, so dachten die Mitarbeiter des Instituts f?r Agrartechnik in Bornim (ATB), w?rden ein f?r allemal beweisen, dass sich der Einsatz von Hightech auf dem Acker lohnt.

Das Wetter hat diese ehrgeizigen Pl?ne durchkreuzt. ?Ein Gro?teil der Ernte ist vertrocknet?, ?rgert sich Landwirt Detlef Schmager von der Agrar Fl?mingland GmbH in Bl?nsdorf. ?Erst hat sich der Frost ungew?hnlich lange im Boden gehalten und nun das?, schimpft er. Schmager war vom ATB ausgew?hlt worden, um ein modernes Messger?t zur Bestimmung der Pflanzendichte zu testen ? das so genannte Crop-Meter. Es wurde am ATB entwickelt, um gezielter und somit auch kosteng?nstiger zu d?ngen. Aufgrund des widrigen Wetters ist es jedoch nicht zum Einsatz gekommen.

Das ist umso ?rgerlicher, weil es nicht leicht war, Schmager f?r die Zusammenarbeit zu gewinnen, sagt Heinrich Th?le vom ATB. Nicht umsonst hei?e es in einer Redensart: Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. ?Als die Agrartechnik vor ein paar Jahren eine kleine technische Revolution erlebte und pl?tzlich von ,Precision Farming? oder von satellitengest?tzter Ortungstechnik im Trecker die Rede war, hatten viele Landwirte erst einmal schwer daran zu kauen?, erinnert sich Th?le. Als Doktorand und Projektleiter am ATB ist es seine Aufgabe, die Landwirte vom Nutzen technischer Neuentwicklungen zu ?berzeugen. Damit ihm das gelingt, vermeidet er Modebegriffe wie Precision Farming. ?Ich spreche lieber von teilfl?chenspezifischer Bewirtschaftung?, so der Agrar-Ingenieur. Dabei gehe es darum, D?nger und Pflanzenschutzmittel nicht auf dem ganzen Feld auszubringen, sondern nur dort, wo sie gebraucht werden. Das schone die Kasse des Landwirtes und die Umwelt.

Um so pr?zise arbeiten zu k?nnen, muss zun?chst die Pflanzendichte gemessen werden, zum Beispiel mit Hilfe des Crop-Meters, sagt Detlef Ehlert vom ATB, denn: Je dichter der Wuchs, desto besser ist die Bodenqualit?t und desto weniger D?nger wird ben?tigt. Das Crop-Meter, erkl?rt der Ingenieur f?r Maschinenbau, ist ein mechanisches Pendel, das vorn an einem landwirtschaftlichen Fahrzeug angebracht wird. Wenn dieses dann langsam durch die so genannte Gasse im Feld f?hrt, biegt das Pendel die Halme um und misst mittels eines Sensors den Widerstand. ?Dieser Wert wird an einen Bordcomputer weiter geleitet, der direkt mit einem Satelliten im Weltall verbunden ist?, so Ehlert. ?Eine spezielle Software erstellt dann farbige Ertragskarten, auf denen man sieht, wo die Getreidekultur besonders gut w?chst.?

Seit drei Jahren ist das Crop-Meter auf dem Markt, hat aber immer noch ?Kinderkrankheiten?, wie Ehlert es nennt. Landwirt Schmager konnte das Ger?t zum Beispiel deshalb nicht verwenden, weil die Pflanzen erst eine gewisse Wuchsh?he erreicht haben m?ssen, damit das Pendel dagegen fahren kann.

Eine ganz neue Methode der Pflanzendichtemessung, die weitgehend unabh?ngig ist von der Pflanzenh?he, ist die Laser-Abstandsmessung. Am ATB forscht man schon seit vier Jahren an einem praxistauglichen Ger?t und es werden wohl noch zwei weitere vergehen bis es ausgereift ist, so Ehlert. Bevor das Ernten der ?hren begann, war er noch einmal mit zwei Kollegen auf einem Weizenfeld in Bornim, um dort Laser-Messungen durchzuf?hren. Zwischen den goldgelben ?hren schimmerten auch Stellen mit gr?nlichen Halmen, die noch nicht ganz reif waren, erz?hlt er. ?Oft glauben die Leute dann, dass der Boden an diesen Stellen n?hrstoffarm ist?, sagt Ehlert. ?Dabei ist es genau umgekehrt. Dieser Boden ist n?mlich besser durchfeuchtet.?

Genau wie beim Crop-Meter befindet sich der Mess-Laser vorn am Fahrzeug. Um ihn herum ist ein Ring aus Metall angebracht, der den Sicherheitsradius angibt. ?Im Vergleich zu anderen Lasern, die wir zum Beispiel bei der Unkrautbek?mpfung einsetzen und mit denen man sogar Stahl gravieren k?nnte, ist dieser Laser aber ziemlich schwach?, sagt Ehlert. Im Ruhezustand erkennt man auf den gr?nen Bl?ttern einen kleinen roten Lichtpunkt. Dieser scheint jedoch mit Beginn der Messung zu verschwinden. In Wirklichkeit ist der Laser nur zu schnell f?r das menschliche Auge. Ein paar Tausendmal pro Sekunde misst er bei gem??igter Fahrt den Abstand zu Pflanzen und Boden, so dass ein verl?sslicher Mittelwert entsteht. Der Landwirt kann auch gleich einen Anh?nger mitf?hren, der mit dem Bordcomputer verbunden ist. ?Dann wird vorne gemessen und hinten ged?ngt?, erkl?rt Ehlert das Prinzip.

Landwirt Schmager will dem Crop-Meter im n?chsten Jahr noch eine Chance geben. Er wei?: Die Forschungsergebnisse des ATB sind ermutigend. ?Ich hoffe nur?, sagt er, ?dass das Wetter dann mitspielt.? Sonst nutze die beste Technik nichts.

Juliane Schoenherr

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