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Landeshauptstadt: Vom Schloss bis zur Stadthalle

Jakobs sprach bei Industrieclub über Potsdams Potenziale

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Jakobs sprach bei Industrieclub über Potsdams Potenziale Von Sabine Schicketanz Es war die perfekte Gelegenheit, zum verbalen Rundumschlag auszuholen: Am Donnerstagabend hatte der Industrieclub Oberbürgermeister Jann Jakobs eingeladen, über die Entwicklungspotenziale der Stadt zu referieren. Jakobs nutzte die Gelegenheit, glänzte mit Detailwissen – und machte vor allem Druck. Beispiel Stadtschloss: Wenn der Landtag bis zum Februar 2004 keine Entscheidung pro Schloss getroffen habe, „wird es nichts mehr“, sagte der Oberbürgermeister. Dann nämlich laufe das Brachflächenprogramm der EU aus und das Geld für die Erschließung der Stadtmitte sei für Potsdam passé. Trotz der „problematischen Zusammensetzung“ der neuen Stadtverordnetenversammlung – in der Stadtschloss-Gegner PDS die meisten Sitze hat – erteilte Jakobs einer rot-roten Koalition im Rathaus erneut ein Absage. Aber selbst die PDS nenne den Schlossaufbau mittlerweile „prinzipiell vorstellbar“, und sollten die Mehrheiten für einen entsprechenden Beschluss nicht reichen, werde die „öffentliche Wirkung“ dieses Neins die Stadtverordneten „zur Einsicht bewegen“, sagte der Oberbürgermeister. „Ich werde mich nicht scheuen, öffentlichen Druck herzustellen – und dazu brauche ich keine Koalition mit der PDS“. Keine so offensive Haltung musste Jakobs bei der Präsentation des wirtschaftlichen Status Quo und der Zukunftschancen einnehmen. Denn die Bilanz ist scheinbar trotz allgemein schlechter Wirtschaftslage in Potsdam vergleichsweise gut. Mit der Ansiedlung des Softwareunternehmens Oracle in der Schiffbauergasse hätten sich binnen kürzester Zeit 50 kleine Unternehmen der Branche mit insgesamt immerhin 1500 Mitarbeitern in Potsdam niedergelassen. Die Zahl von 37 000 Einpendlern und nur 22 000 Auspendlern zeige, dass Potsdam mehr Arbeitsplätze vorhalte als für die eigene Bevölkerung gebraucht würden. Die Selbstständigenquote von 9,8 Prozent der rund 90 000 Potsdamer Erwerbstätigen sei zumindest für Brandenburg und die neuen Bundesländer gut. Jakobs versprach zudem, zwecks weiterer Wirtschaftsansiedlungen in Potsdam den Hebesatz der Gewerbesteuer, momentan bei 450 Punkten, nicht anzuheben. Zu den Entwicklunsgpotenzialen gehöre, wenn man es so positiv sehen möchte, definitiv die verfallende Speicherstadt. Ein „Schandfleck“ sei dieser Nord-Eingang der Stadt, so Jakobs, der förmlich nach Gestaltung schreie. Es gebe jedoch potenzielle Investoren, vorstellbar als Nutzung seien Freizeit- und Wellnesseinrichtungen sowie hochwertiges Wohnen. Allerdings gebe es in der Speicherstadt viele unterschiedliche Grundstückseigentümer, deren Interessen zu vereinigen nicht einfach sei. Für den geplanten Bau einer „Stadthalle“ auf dem Gelände des Babelsberger Filmparks erteilte Jakobs – auf Nachfrage von Studio Babelsberg-Chef Gerhard Bergfried – grünes Licht. „Es gibt mit Sicherheit einen Bedarf für eine Halle mit mehr als 1000 Plätzen, vielleicht reicht eine solche Halle für Potsdam nicht einmal aus“, sagte der OB. Zum Ende des fast zweistündigen Vortrags gab es für Jakobs von den rund 60 illustren Gästen jede Menge Applaus. Der Rundumschlag hat offensichtlich Wirkung gezeigt.

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