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Sport: Vom Trainerstuhl in die Abwehrkette

90 Minuten Fußball spielen kann ganz schön schlauchen. Ein Zweikampf hier, ein Sprint dort.

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90 Minuten Fußball spielen kann ganz schön schlauchen. Ein Zweikampf hier, ein Sprint dort. Nach vorn rennen, nach hinten. Von links nach rechts und wieder zurück. Da läppern sich die Kilometer, die Muskeln werden müde. Erst recht, wenn man das letzte Mal vor etwa einem Jahr einen richtigen Fußballkick bestritten hat. „Ich war aber selbst überrascht, wie gut es bei mir lief. Luftprobleme hatte ich am Ende nicht“, erzählt Jan Walle.

Der Coach des Brandenburgligisten RSV Eintracht 1949 musste am vergangenen Samstag in der Ligapartie gegen Stahl Brandenburg selbst die Töppen schnüren. Nichts da mit dem bequemen Platz auf dem Trainerstuhl, stattdessen auf dem Rasen malochen. Dass es so weit kam, war einer Notsituation geschuldet. 14 Spieler fielen für das Heimspiel aus. „In der Abwehr hatten wir keine Alternative mehr – und so habe ich mich selbst in die Startelf stellen müssen“, erklärt Walle.

Es gibt mit Sicherheit schlechtere Behelfslösungen. Schließlich spielte der 37-Jährige einst in der Regionalliga bei Tennis Borussia Berlin und dem FC Homburg, sogar den Bundesadler trug er in der U19- und U20-Nationalmannschaft auf der Brust. „Zu Beginn des Spiels“, erinnert sich Walle an die Vorwoche, „hatte ich noch ein paar Schwierigkeiten, das richtige Timing bei den Aktionen zu finden. Aber dann habe ich immer besser reingefunden.“ Der Abwehrchef wider Willen hielt den Laden dicht. Kein Gegentor.

Und vorn? Da schlug eine andere Aushilfskraft zu. Zwei Treffer erzielte der A-Jugendliche Julian Rauch beim 3:0-Sieg. Es war sein zweiter Saisoneinsatz in der Männermannschaft und ein Indiz dafür, dass sich der RSV mit seinem Nachwuchskonzept auf dem richtigen Weg befindet. „Seit vielen Jahren arbeiten wir sehr intensiv im Jugendbereich, um noch mehr Spieler nach oben zu führen“, meint Walle, der die Unbekümmertheit der jungen Kicker lobt.

Im Kampf um den Klassenerhalt – Eintracht ist Tabellen-14. und hat nur einen Punkt Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz – verspricht der Coach, auch weiterhin auf den Nachwuchs zu setzen. Bereits gegen den FC Stahl kamen neben Julian Rauch weitere Youngster zum Zug. „Nach ihren Leistungen brennt bei uns der Konkurrenzkampf ordentlich. Jeder muss sich strecken, wenn er spielen will.“

Zumal für die nächste Heimpartie am morgigen Samstag (15 Uhr) gegen den Sechsten SV Falkensee-Finkenkrug deutlich mehr Akteure einsatzfähig sind als noch in der Vorwoche. Seinen Stammplatz, den er zuletzt notgedrungen abgeben musste, hat Jan Walle damit wieder zurück – er wird am Spielfeldrand auf dem Trainerstuhl sitzen.T. Gutsche

T. Gutsche

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