Homepage: Vom unmöglichen Zusammensein Tabus und Ostalgie: Filme der HFF auf der Berlinale
Da hatte die Berlinale also ihren kleinen Skandal – und der kam von der Potsdamer Filmhochschule HFF. Alle Welt sprach plötzlich von dem Kurzfilm „Geliebt“ von HFF-Student Jan Soldat (25).
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Da hatte die Berlinale also ihren kleinen Skandal – und der kam von der Potsdamer Filmhochschule HFF. Alle Welt sprach plötzlich von dem Kurzfilm „Geliebt“ von HFF-Student Jan Soldat (25). Obwohl der doch eigentlich nur ein recht harmloser Dokumentarfilm über zwei junge Männer ist, die von ihrer Zuneigung zu ihren Hunden erzählen. Würde nicht einer der beiden im Bett zeigen, wie er das meint. Immerhin hatte der junge Chemnitzer Student noch so viel Taktgefühl, vor dem Vollzug zu schneiden. Doch das ging natürlich einigen Zuschauern zu weit.
Bedenklich ist der Film tatsächlich, aber weniger wegen der heiklen Bettszene – die Hündin schien es zu genießen –, sondern wegen dem, was der junge Mann sagt. Er könne zu Menschen keine Beziehung aufbauen, Hunde seien da viel genügsamer, und am nächsten Morgen auch nicht verschwunden. Sicherlich ein gefundenes Fressen für Psychologen, und man fragt sich unweigerlich, was da in der Kindheit wohl schief gelaufen ist. Umso erstaunlicher ist es dann wieder, dass der Mann erzählt, dass er aus einem christlichen Umfeld stamme.
Der gewagte Film wurde vom Publikum nicht, wie vom Regisseur befürchtet, zerrissen. Jan Soldat führt seine Darsteller nicht sorglos vor, sondern er wollte auf ein Thema hinweisen, über das in unsere Gesellschaft kaum gesprochen wird. Es gibt es wohl wirklich, das Phänomen der Zoophilie. Und die Darsteller, die inkognito bleiben wollen, hatten das Bedürfnis, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.
An die 15 Filme, an denen die HFF in irgendeiner Form beteiligt war, konnte man in diesem Jahr auf der Berlinale sehen. Auffällig dabei, dass es meist um die Unmöglichkeit zwischenmenschlicher Beziehungen ging. Waren es in „Wags“ einsame Fußballerfrauen oder in „Lebendkontrolle“ ein scheiternder Freigänger, so kam auch in „Renn, wenn Du kannst“ niemand so richtig zusammen (s. Interview). In „Geliebt“ schließlich ging es nur mit den Hunden gut.
Einzig vielleicht in dem Berlinale-Renner „Boxhagener Platz“, dessen Vorlage HFF-Dozent Torsten Schulz geschrieben hat (Szenenbild: HFF-Dozent Lothar Holler), hat Oma Otti einen Mann nach dem anderen an der Hand. Nun gut, man könnte vielleicht noch sagen, früher war – zumal im Osten – alles besser. Aber schließlich bringt auch Otti einen nach dem anderen ins Grab. Jan Kixmüller
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