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WIEDEMANN bildet: Vom Warten auf ein Sommermärchen

Nein, ich meine nicht das Warten auf das Ergebnis des Fußball-WM-Endspiels am 12. Juli und auch nicht das Warten auf das Sommerwetter, ich meine das Warten auf ein Bildungs-Sommermärchen.

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Nein, ich meine nicht das Warten auf das Ergebnis des Fußball-WM-Endspiels am 12. Juli und auch nicht das Warten auf das Sommerwetter, ich meine das Warten auf ein Bildungs-Sommermärchen. Wie im Märchen warte ich auf ein glückliches Ende. Mein vorsichtiger Optimismus vom Vormonat hat sich nämlich ziemlich verflüchtigt. Will sagen: Es fällt mir derzeit sehr schwer, den Versprechungen der Bundes- und der Landespolitik zu glauben, dass Bildung absolute Priorität in den finanzpolitischen Entscheidungen hätte.

Da werden mal schnell den Brandenburger Hochschulen zwei Prozent ihrer Haushaltsmittel entzogen, nachdem es vorher schon eine mehrmonatige Haushaltssperre gab. Natürlich weiß ich um die finanziellen Nöte des Landes Brandenburg, aber jetzt die Haushaltsmittel in den ohnehin unterfinanzierten Hochschulen des Landes zu kürzen, ist mehr als kontraproduktiv, es schadet uns und damit dem Land Brandenburg im Wettbewerb um die besten Studierenden und Lehrenden, um Forschungsgelder und um internationale Reputation.

Die aktuelle Diskussion um die Ergebnisse im Ländervergleichstest der Schülerinnen und Schüler aus 9. Klassen lässt zudem bei mir die Befürchtung aufkommen, dass es in der Diskussion um die sehr unterschiedlichen Ergebnisse weniger um Bildungsbedarfe und -konzepte sondern primär um politisch motivierte Interpretationen geht. Ich würde schon gerne wissen, mit welchen Unterrichtsplänen und Unterrichtsformen in unserem Nachbarland Sachsen seit Jahren wesentlich bessere Ergebnisse erzielt werden als bei uns. Und ich erwarte eine bildungswissenschaftliche Ursachendiskussion und keine ideologische, aber vielleicht bin ich mit dieser Erwartung auch schon wieder im Reich der Märchen? Was eigentlich schade wäre.

Schön finde ich, dass die ARD gerade eine weitere Märchenfilm-Staffel produziert, nicht nur wegen des jeweils zu erwartenden glücklichen Endes. Sondern eher wegen des Umstands, dass ein Film gerade in Potsdam gedreht wird und bei zwei weiteren ein HFF-Professor und ein HFF-Absolvent Regie führen. Wir können uns also schon im Sommer auf Weihnachten und auf Wintermärchen freuen.

Als Optimist warte ich aber dennoch auf meine zwei Sommermärchen: Am 12. Juli in Südafrika und hoffentlich bald auch im Brandenburger Kabinett. Denn im Märchen siegt immer das Gute und ich glaube daran. Mit den besten Wünschen für viele schöne Sommermärchen.

Unser Autor Dieter Wiedemann ist seit zehn Jahren Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg. Er hat zahlreiche Publikationen zu Film und Fernsehen sowie zur Aufarbeitung und Wertung des DEFA-Filmerbes und des DDR- Kinderfernsehens verfasst.

Dieter Wiedemann

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