WIEDEMANN bildet: Vom Wert der Filmbildung
Zwei Begebenheiten in den letzten Tagen haben mich bewogen, noch einmal zum Thema Filmbildung zu schreiben. Die erste Begebenheit: Eine Mutti und Mitglied einer Elternvertretung bat mich um Hilfe bei der Ausgestaltung des am 7.
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Zwei Begebenheiten in den letzten Tagen haben mich bewogen, noch einmal zum Thema Filmbildung zu schreiben. Die erste Begebenheit: Eine Mutti und Mitglied einer Elternvertretung bat mich um Hilfe bei der Ausgestaltung des am 7. November geplanten Filmtages an ihrer Schule. Die Schule sei auf das Thema Film weder technisch noch inhaltlich vorbereitet. Die gute Idee, Filmbildung bereits in den ersten Schuljahren zu vermitteln, ist begrüßenswert, die Schulen müssen aber auch die entsprechenden Möglichkeiten haben. Die zweite Begebenheit: Vor wenigen Tagen hat mich eine Journalistin aus dem Konzept gebracht, weil mir ein Titel – einer meiner vielen! – Lieblingsfilme nicht sofort einfiel. Ich wusste, warum dieser Film für mich wichtig war und immer noch ist und wer die Hauptrolle spielte, aber eben den Titel nicht.
Ich habe mich an diese beiden Episoden erinnert, als wir in dieser Woche in der HFF einen Verein zur Entwicklung und Förderung der Filmbildung gegründet haben. Dieser soll unter anderem die Kinderfilmuniversität und die Filmbildung von Erwachsenen fördern helfen, wobei wir Filmbildung durchaus als Modell für Medienbildung überhaupt verstehen wollen.
Das wurde mir am Donnerstag bewusst, als ich in Berlin bei der Präsentation einer Lehr-DVD zum Thema „Tele-Visionen. Fernsehgeschichte Deutschlands in West und Ost“ dabei war. Diese von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Grimme-Institut konzipierte und erarbeitete DVD wurde speziell für den Einsatz in Schulen und Bildungseinrichtungen produziert. Übrigens mit wissenschaftlicher Unterstützung durch die HFF. Da finden sich eine Fülle an Beispielen aus der deutschen Fernsehgeschichte (Ost und West) und ein überzeugender mediendidaktischer Teil.
Ein Problem solcher medienbildenden Maßnahmen ist aber häufig, dass sie meist nur projektorientiert funktionieren, was ihre notwendige Nachhaltigkeit leider wesentlich beeinträchtigt. Eine wettbewerbsfähige Kreativwirtschaft lässt sich aber weder in Ausbildung und Forschung noch in der Produktion allein durch Projektförderungen langfristig gestalten.
Und da muss ich in meiner Verantwortung für die einzige Kunsthochschule des Landes Brandenburg – aber durchaus auch in einer als notwendig verstandenen Solidarität mit den anderen Hochschulen stehend – schon fragen, wie es eine auf Bildung als wichtigsten Rohstoff in Brandenburg orientierte Regierung verantworten kann, dass gerade jetzt die Grundlagen für eine international erfolgreiche und damit das Land Brandenburg weltweit als Bildungsland promotendes Unikat durch die demotivierenden Sparbeschlüsse kaputt gemacht werden müssen. Wenn ich am Dienstag mehr als 100 neue Studentinnen und Studenten begrüße, dann haben die sich nicht für eine Ausbildung in Köln, Ludwigsburg, München oder Hamburg, sondern für unseren Medienstandort und unsere Ausbildung entschieden. Wenn wir auch zukünftig die Kreativsten nach Potsdam bekommen wollen, dann benötigen die Hochschulen auch die besten Lehrenden und eine wettbewerbsfähige Ausstattung. Ich werde das den Neuen am Dienstag versprechen und hoffe, dass die Sparbeschlüsse des Landes im Bildungsbereich mich nicht zum Wortbruch zwingen werden.
Dieter Wiedemann
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