Landeshauptstadt: Von der Brandruine zum Stadtpalais

Karstadt eröffnet morgen in der Brandenburger Straße – auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Baustart Um fünf Uhr morgens am 23. Februar 1996 holte ein Anruf des Wachschutzes den Bezirksverkaufsleiter von Kaiser’s aus dem Bett: „Das Kaufhaus brennt.“ Kaiser’s unterhielt in dem damaligen Horten-Warenhaus einen gut gehenden Lebensmittelmarkt an der Brandenburger Straße. Als der Kaiser’s-Verkaufsleiter und Horten-Geschäftsführerin Barbara Tempel am frühen Morgen vor Ort eintrafen, war bereits die zweite Feuerwehr-Schicht im Einsatz. Sie hatte das Feuer unter Kontrolle; die Männer beobachteten den Brandherd, um auftretende Schwelfeuer zu ersticken. Frau Tempel erhielt die Schreckensnachricht um vier Uhr, fünf Minuten nachdem die automatischen Brandmelder den Alarm auslösten. „Wenn die Feuerwehr nicht so schnell vor Ort gewesen wäre, wäre alles abgefackelt“, bemerkte der damalige Einsatzleiter der Polizei, Klaus Petermann. Entsetzen herrschte bei den 140 Angestellten des einzigen Potsdamer Kaufhauses. Viele hatten die Nachricht im Rundfunk gehört und waren sofort zu ihrer Arbeitsstelle geeilt. „Eine Wiedereröffnung ist kurzfristig nicht möglich“, verkündete Hermann Wagner, Verkaufsleiter Ost von Horten-Kaufhof, die Hiobsbotschaft. Der Brand war nur das i-Tüpfelchen des Kaufhaus-Endes in Potsdam. Der Name Horten existierte ohnehin nur noch pro forma. Im Rechtsstreit um das Grundstück hatte die Karstadt AG praktisch obsiegt. Zwar konnte sich Horten auf einen Zehn-Jahres-Vertrag mit dem Verband der Konsum-Genossenschaften berufen, doch die Oberfinanzdirektion in Cottbus hatte bereits eine Räumungsklage zu laufen. Der Brand war somit einer möglichen Räumung zuvorgekommen. Der größte Teil der Mitarbeiter kam bei Karstadt in Berlin unter. Die Immobilie jedoch stand als Brandruine da. Zwar hatte der damalige Karstadt-Bauplaner Hubert Lantzerath einen Baubeginn spätestens 1997 verkündet, doch vergingen noch sechs Jahre bis zum Start.