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Kunststoff. Innen wird daran geforscht, außen schmückt er das neue Haus.

© A.Klaer

Homepage: Von der Forschung bis zur Produktion Fraunhofer-Institut öffnet Anwendungszentrum

Was Joachim Storsberg mit einer Pinzette gegen das Licht hält, kann Blinde wieder sehen lassen. Ein unscheinbares Stück Kunststoff, kaum größer als ein kleiner Fingernagel – eine Innovation aus Potsdam.

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Was Joachim Storsberg mit einer Pinzette gegen das Licht hält, kann Blinde wieder sehen lassen. Ein unscheinbares Stück Kunststoff, kaum größer als ein kleiner Fingernagel – eine Innovation aus Potsdam. Vor drei Jahren haben die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts in Golm die erste dieser künstlichen Hornhäute auf dem Auge eines Menschen implantiert. Künftig sollen mehr Sehbehinderte von der Technologie profitieren.

Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) im Wissenschaftspark Potsdam-Golm wächst: Für 23,3 Millionen Euro ist an der Chaussee nach Bornim ein Anwendungszentrum für innovative Polymertechnologien entstanden. Der viergeschossige, L-förmige Bau ist das Aushängeschild des Instituts für Kunststoffforschung. Das knapp 2800 Quadratmeter große Gebäude bietet 98 neue Arbeitsplätze. In modernen Büros, Laboren und Reinräumen wollen die Forscher neu entwickelte Materialien und Technologien – etwa Folien-Displays, knickbare Bildschirme, Implantate oder Biokunststoffe – testen und in industriellen Größenordnungen produzieren.

„Der Schritt vom Labor bis zur industriellen Fertigung ist groß“, sagte Institutschef Hans-Peter Fink am Dienstag zur Eröffnung. Man forsche und arbeite in Potsdam in Bereichen, in denen die Industrie erst wachsen müsse – dabei will das Institut helfen: An Fertigungsstraßen im neuen Technologietrakt soll die Produktion von organischer Elektronik erprobt werden. Schon heute können die Forscher kleine leuchtende Anzeigen wie auf einem Papierdrucker ausdrucken. Selbst Stromerzeugende Solarfolien sollen in Golm „in den Druck“ gehen.

Mit der Eröffnung des neuen Gebäudes feierte das Institut auch sein 20-jähriges Jubiläum in Brandenburg. Im Jahr 1992 siedelten sich die Forscher erstmals in Teltow-Seehof an, erinnerte Ulrich Buller, Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft. „Wir haben hier viel Gutes aufgebaut.“ Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (SPD) lobte die Arbeit des Fraunhofer-Instituts. Sie sprach von einer Erfolgsgeschichte. „Es hätte keiner gedacht, dass es sich so entwickelt“, sagte Kunst.

Dabei haben das Land Brandenburg und der Bund einen Anteil dazu beigetragen. Die Millionenschwere Investitionssumme für den Neubau stammt zur Hälfte aus Mitteln der Europäischen Union und zu je 25 Prozent von Bund und Land. Allein 9,1 Millionen Euro flossen in die technische Ausstattung, 13,1 Millionen Euro in den Bau.

Die markante Fassade des Anwendungszentrums in den Farben mintgrün und grasgrün macht Eindruck. Wird im Inneren an modernen Kunststoffen geforscht, kamen die auch an der Hülle des Gebäudes in Form von weißen Plastikplatten zur Geltung. Damit bleiben sich die Forscher treu: „Wir wollen der Industrie anfassbare Dinge präsentieren“, sagte Institutschef Fink. Es gehe um Veranschaulichung, darum, anhand eigener Maschinen zu zeigen, dass die Technologien auch industriell umgesetzt werden können.

So wie bei der künstlichen Hornhaut für das menschliche Auge, die Joachim Storsberg mit der Pinzette wieder vorsichtig zurück in die Plastikschale legt. „Wir können hier forschen, entwickeln und testen an einem Standort, das ist nahezu einmalig“, sagt Storsberg. Das gilt für ihn und seine Kollegen, die an verträglichen Implantaten, den Computerbildschirmen von Morgen oder klimaneutralen Kunststoffen arbeiten. Tobias Reichelt

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