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Landeshauptstadt: „von der Heiligen Schrift nicht angeboten“

Generalleutnant a. D. Werner von Scheven sprach im Rahmen der „Ökumenischen Friedensdekade“

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Generalleutnant a. D. Werner von Scheven sprach im Rahmen der „Ökumenischen Friedensdekade“ Von Lutz Borgmann Seine Sätze waren kurz und prägnant. Die Sprache klar und nüchtern. Hier sprach einer, der gelernt hatte, Befehle zu geben. Ein Soldat im Ruhestand: Generalleutnant a. D. Werner von Scheven, Offizier der Panzertruppe, Tätigkeit im Verteidigungsministerium, zuletzt Chef des Bundeswehrkommandos Ost in Geltow. Sein Thema: „Friedensgebot und militärische Gewalt“. Ein Vortrag im Rahmen der vom 9. bis 19. November stattfindenden Ökumenischen Friedensdekade. Pastorin Hildegard Rugenstein hatte sie mit einer Taizè-Andacht in der Französischen Kirche eröffnet. Nach der Geistlichkeit nun das Militär. Etwa fünfzig Zuhörer, überwiegend älteren Jahrgangs, waren in die Breite Straße 7 in die Ausstellung zur Garnisonkirche gekommen. Aufmerksam nahmen sie das schwierige Unterfangen zur Kenntnis, militärische Gewaltanwendung und christliches Friedensgebot mit einander in Einklang zu bringen. Einleitend erinnerte von Scheven an die enttäuschten Hoffnungen der Menschen nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes. Statt einer Epoche des Friedens begann mit dem ersten Golfkrieg 1991 eine Folge bewaffneter Auseinandersetzungen: Bosnien 1995, Serbien/Kosovo 1999, Afghanistan 2001, Irak 2003, Russlands Krieg gegen Tschetschenien, der 11. September 2001. In dieser Situation gehe es um die Eindämmung, die Verhütung von bewaffneten Konflikten, um die Bekämpfung des Terrorismus – auch jenseits der Staatsgrenzen. Soldaten wirkten heute an der internationalen Friedenssicherung mit. Sie würden anstelle von Polizisten gebraucht, leisteten Aufbau- und humanitäre Hilfe und erlebten sich als „bewaffnete Streetworker“. Nicht die Bedrohung ihres Heimatlandes sei der Hauptgrund für ihren Einsatz unter Waffen, sondern die massive Störung des friedlichen Zusammenlebens der Völker. Ausführlich ging der Generalleutnant a. D. auf die im Grundgesetz verankerten Regelungen zur Gewaltanwendung und das im Soldatengesetz geregelte Verhältnis von Befehl und Gehorsam ein. Der Soldat als Bürger in Uniform habe „gewissenhaft zu gehorchen“. Ein Befehl dürfe aber nicht ausgeführt werden, wenn dadurch eine Straftat begangen würde. Wer eine Auseinandersetzung mit der Friedensfrage aus christlicher Sicht erwartet hatte, wurde enttäuscht. Von Scheven, der sich als Christ versteht, bekannte sich zu einer klaren Trennung von Ethik und Dogmatik. In der Politik gehe es um Notwendigkeiten, um Kompromisse, um verantwortliches Handeln. Beim Glauben gehe es um die kompromisslose Wahrheit: „Nach meinem Verständnis werden politische Strategien und Konzepte, die wir in der gegenwärtigen Weltsituation umsetzen können, von der Heiligen Schrift nicht angeboten." Damit waren die Grenzen abgesteckt. Die Grundsatzdebatte, die Konfrontation blieb aus.

Lutz Borgmann

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